„Was ist der Sinn eines Steines?“, wollte Tathagata von seinen Schülern als Antwort auf seine Frage wissen, und als er zahlreiche Gedanken gehört hatte, sah er die Ratlosigkeit in ihren Gesichtern, worin denn in Wahrheit, bei der Vielzahl an unterschiedlichen Antworten, der Sinn des Kosmos begründet ist.
„Höret!“, sprach er. „Sinn oder Unsinn, Wahrheit oder Lüge, Gerechtigkeit oder Unrecht, sind begriffliche Urteile des ‘Ich bin’ und ebenso der Entwicklung unterworfen wie er selbst. Was in früherer Zeit als gerecht erschien, gilt heute als Unrecht, und wie schnell wird die Wahrheit als Lüge entlarvt und wandelt sich Sinnvolles in Unsinn. Ergibt Unsinn, wenn er uns im Spiel erfreut, nicht Sinn? Besitzt nicht jegliches Ding zwei Seiten? Und welche von den möglichen zwei Seiten ist gut oder böse, sinnvoll oder verwerflich?“
„Gut ist, was die Gemeinschaft fördert!“, rief ein Schüler und ein anderer war der Meinung: „Wer urteilt denn darüber, ob etwas gut oder böse sei?“
„Das ‘Ich bin’ selbst“, beantwortete eine Gruppe Schüler dessen Frage, worauf dieser hinzufügte: „Und wer beurteilt den Homo sapiens, ob sein Urteil gut und der Gemeinschaft förderlich ist?“
„Höret!“, unterbrach Tathagata die Reden seiner Schüler, die augenblicklich verstummten. „Zwei Eigenschaften sind es, die das ‘Ich bin’ zu Höherem gereichen lassen. Welche sind das? Weisheit und Achtsamkeit. Nach Weisheit sollte das ‘Ich bin’ streben, weil sie ihm die Erkenntnis über die Wahrheit vermittelt. Wenn das ‘Ich bin’ den Kosmos in all seiner Schönheit wahrgenommen hat, dann wird er sein Tun in Weisheit vollbringen und er wird das Gute tun und das Böse meiden. Wenn das ‘Ich bin’ in solcher Art von der Weisheit ergriffen ist, lebt es in Achtsamkeit gegenüber den Anderen und dient mit seinem Tun stets der Gemeinschaft.
Achtsamkeit besagt: Achte das ‘Ich bin’, dessen Worte und Tun und stehe ihm selbstlos mit deiner Weisheit zur Seite. Urteile nicht über dessen Tun, denn eine in deinen Augen böse Tat, kann im Nachhinein Gutes bewirken. Bedenkt: Ewig ist nur die Transformation des Kosmos. So wie ein Felsbrocken, der in den Fluss stürzt, zwei Dinge bewirkt, so unerschöpflich sind die daraus resultierenden Möglichkeiten dieses Ereignisses in der Zukunft. Welches ist sein Bewirken in der Gegenwart? Der Felsbrocken verursacht Wellen und er erhöht den Spiegel des Wassers, indem er auf den Grund sinkt und dort zur Ruhe gelangt. Fragt ihr jetzt, welche Auswirkungen das Ereignis in der Zukunft hat, so würde das Leben sämtlicher ‘Ich bin’, die auf der Erde bisher gelebt haben und noch leben werden, nicht ausreichen, um die Mannigfaltigkeit der möglichen Auswirkungen in Worte zu fassen. Deshalb sage ich euch, meine Schüler, fragt weder euch selbst noch mich nach dem Sinn des Kosmos - er ist ebenso mannigfaltig wie die möglichen Auswirkungen des Felsens.
Wie sollt ihr urteilen? Die Weisheit soll der Lenker eures Tuns sein. Bedenkt, das jedes Tun weitreichende Folgen zeitigt. Deshalb sage ich euch: Betrachtet jedes Tun wie ein guter Schachspieler die Folgen eures Tuns bis ins das zehnte Glied, und verlässt es nicht den Pfad des Guten, Gerechten und Fördernden, dann ist euer Tun mit Achtsamkeit ausgeführt.“