Beiträge von Volker1

    Plotin, lieber Michael, ist einer meiner Lieblingsautoren. Als Begründer des Neuplatonismus ist er bis heute - zumindest für mich - der bedeutendste Philosoph neben Platon selbst. :!:

    Nachfolgender Text beeinhaltet den zweiten Teil des in der 1. Auflage veröffentlichten Version. In der aktuellen, wesentlich erweiterten 2. Auflage, wurde er komplett überarbeitet.



    Das Wesen des Kosmos II



    Den Erhalt der ursprünglichen Entität im Gewandelten, der resultierenden Einheit, bezeichneten wir als Vergangenheit. Ohne die Vergangenheit existierte nur das Jetzt, und das ‘Ich bin’ müsste das, was es als Vergangenheit wahrnimmt, als Jetzt erfahren, das sowohl den Wandel als auch das dieses ‘Ich bin’ Bedingende umfasst. Dem ‘Ich bin’ ist das sein Jetzt Bedingendes gegenwärtig, und folglich erhält das Wesen des Kosmos die ursprünglichen Entitäten als Vergangenheit des ‘Ich bin’ bzw. jeder Entität.
    Die Parallele zum Gedächtnis des ‘Ich bin’ ist erlaubt – wie wir weiter unten sehen werden –, und wie die Vergangenheit den Wandel des ‘Ich bin’ im Jetzt bedingt, so bedingen die ursprünglichen Entitäten als Vergangenheit das Wesen des Kosmos. Diese Eigenschaft seines Wesens bedingt zum einen Mannigfaltigkeit, und zum anderen eine fortlaufende Kette von Bewirkt-Werden, Wandel und dem Gewandelten, als aus diesem Kreislauf resultierende Einheit, die zur Entwicklung des Gewandelten als Entität führt. Der Begriff Entwicklung umfasst eine Reihe von Prozessen des Wandels.
    Dazu Paragraf sechs.
    § 6:- Jede Entität ist Eins und Nicht-Eins.
    Jede Entität ist Eins und Nicht-Eins. In Abwandlung des oben Gesagten ist das ‘Ich bin’ als Entität (Mensch) Nicht-Eins und als Mannigfaltigkeit (Gattung Menschheit) Eins. Die Entität wird vom Anderen – Eins und Nicht-Eins – bewirkt. Unter dem Wirken des Anderen erfährt die Entität einen Wandel, der die neue Einheit, die gewandelte Entität bedingt. Diese Entität, wirkt (gewandelt) auf das Andere. Die ursprüngliche Entität, bleibt als deren Vergangenheit erhalten und unterliegt wie die Entität selbst dem Kreislauf von Bewirkt-Werden, Wandel und dem Gewandelten als resultierende Einheit.
    Zur Erinnerung: Die Einheit des Kosmos ist Zweiheit; materielle und spirituelle Realität. Aufgrund der begrenzten Wahrnehmung des ‘Ich bin’ bleibt ihm das wahre Wesen des Kosmos im Jetzt verborgen. Es kann – selbst wenn ihm das Wesen des Kosmos in der Weise der Erkenntnis oder meditativer Erleuchtung zuteil wird – die Zweiheit nicht zur Einheit auflösen. Das ‘Ich bin’ sieht sich deshalb als Entität zwei Realitäten zugehörig, der materiellen und der spirituellen Realität – Körper und Geist. Die Zweiheit ist im Jetzt nicht zur Einheit auflösbar und dieser Aspekt beeinträchtigt die Beschreibung des Kosmos weniger als dessen Verständnis.
    Materielle und spirituelle Realität, Materie und Energie oder Körper und Geist, sind Synonyme der Zweiheit und legen beredtes Zeugnis von der begrenzten Wahrnehmung des ‘Ich bin’ ab. Die Liste lässt sich beliebig erweitern. Übersehen wird dabei, dass nur ein Kosmos existiert, der die vom ‘Ich bin’ wahrgenommene Mannigfaltigkeit ist. Sämtliche Schöpfungsmythen – von wenigen Varianten abgesehen – gründen auf einem Einfachen oder Schöpfer. Selbst die Theorie des Urknalls, die Entstehung des Universums aus einer Singularität (Quantenfluktuation), ist nur ein weiterer Schöpfungsmythos und erweitert die Mannigfaltigkeit des vom ‘Ich bin’ Wahrgenommenen.
    Paragraf sechs besagt zudem, dass jede Entität die Einheit ihrer und der Vergangenheit des sie bewirkenden Anderen ist, also Nicht-Eins als Entität und Eins als Teil einer Mannigfaltigkeit, und deshalb auf zwei Weisen bewirkt werden kann. (Für den Rest der Schrift bezieht sich der Begriff ‘Eins’, wenn vom ‘Ich bin’ die Rede ist, auf die Mannigfaltigkeit der Gattung Menschheit. Dass das ‘Ich bin’ als Entität auch von einem Stein oder Fahrzeug usw. bewirkt werden kann, bedarf keiner gesonderten Erwähnung.)
    Jede Entität strebt infolge des Kreislaufs von Bewirkt-Werden, Wandel und dem Gewandelten, als resultierende Einheit, unter Erhalt der ursprünglichen Entitäten als Vergangenheit – des ihn Bedingenden – zur Mannigfaltigkeit oder, mit anderen Worten, zur komplexen Entität. Die Vergangenheit der Entität bedingt mit jedem Wandel einen weiteren Kreislauf, dessen kontinuierliche Folge wir als Entwicklung bezeichnen.
    Jetzt ist die Entität nicht nur Nicht-Eins, sondern zugleich Eins – Teilhabe an einer Mannigfaltigkeit – und deren Wirken erfährt die Entität als Bewirkt-Werden des Anderen (Außenwelt). Der Kosmos strebt folglich nicht nur in die Mannigfaltigkeit, sondern in gleichem Maß vom Einfachen zum Komplexen und vom Niederen zum Höheren.
    Weshalb, so ein berechtigter Einwand, existiert nicht eine Entität, die zur Mannigfaltigkeit strebt, anstatt der Vielzahl an Mannigfaltigkeit und der sie bedingenden Entitäten? Wie oben bereits gesagt: Es existiert nur die Entität des Kosmos, die aufgrund ihres Wesens in die Mannigfaltigkeit strebt. Die Vielzahl an Mannigfaltigkeit wird durch den Wandel der Entität bzw. die Weise des Wandels, als Folge des Wesens des Kosmos, bedingt.
    Jede Entität strebt in die Mannigfaltigkeit (diese Aussage wird von den Paragrafen zwei und drei bedingt). Die Einheit des Kosmos ist Zweiheit. Die bloße Entität bewirkt nichts; sie bedarf eines Anderen, das bewirkt werden kann. Betrachten wir die Einheit der Zweiheit – materielle und spirituelle Realität – getrennt als bloße Einheit, so ist diese Einheit im Grunde Zweiheit, weil sie wirken und bewirkt werden kann. Die bloße Einheit, als Zweiheit von Wirken und Bewirkt-Werden, erfährt als Zweiheit der Einheit des Kosmos das Bewirkt-Werden der jeweils anderen Einheit der Zweiheit und das Bewirkt-Werden durch seine Vergangenheit. Die ursprünglichen Entitäten bleiben als Vergangenheit der resultierenden Einheit erhalten und wirken in der gewandelten Entität weiter. Die Vergangenheit bedingt das Jetzt der Entität. Mit anderen Worten: Die Vergangenheit der Entität bedingt im Jetzt, wie die Entität sich aufgrund des Bewirkt-Werdens wandelt.
    Das Wesen der Entität wird – wie gesagt – auf zwei Weisen bewirkt: Als Nicht-Eins durch seine Vergangenheit und als Eins durch die Teilhabe an der Mannigfaltigkeit. Die Entität erfährt ein Wirken, wandelt sich unter dem Bewirkt-Werden und wirkt, bedingt durch den Wandel, als Entität mit gewandeltem Wirken. Das Andere, dessen Wirken den Kreislauf bedingt hat, erfährt das gewandelte Wirken als Bewirkt-Werden, wandelt sich aufgrund des Bewirkt-Werdens und wirkt nun seinerseits, bedingt durch den Wandel, als Entität mit gewandeltem Wirken auf das bereits zuvor von ihm Bewirkte. Diese Entität erfährt jetzt ein zweifaches Bewirkt-Werden: Das Wirken des Anderen und das von seiner Vergangenheit bedingten bewirkt werden. Die Entität erfährt – im einfachen Fall – ein zweifaches Bewirkt-Werden, wandelt sich im ‘Jetzt’ und wirkt als Entität mit gewandeltem Wirken.
    Soweit erscheint der Kreislauf von Bewirkt-Werden, Wandel und Gewandeltem als Einheit des Bewirkt-Werdens sowohl der eigenen Vergangenheit als auch der des Anderen verständlich. Trotzdem wirft der Prozess Fragen nach dem ‘Jetzt’ und dem ‘Wesen des Wandels’ auf, der mit zunehmender Komplexität offenbar mehrere Kombinationen zulässt. Wird die Entität zuerst von ihrer Vergangenheit bewirkt, ehe sie das Bewirkt-Werden des Anderen erfährt, oder erfährt die Entität das Bewirkt-Werden gleichzeitig? Betrachten wir dazu das ‘Jetzt’.
    Fortsetzung folgt.

    „Die Gefährdung wächst. Wir müssen handeln. Unsere gesamte Existenz ist bedroht", warnte Jona die Anderen. „Ich kann deine Einschätzung nicht bestätigen", erwiderte William in seiner betont bedächtigen Sprechweise. „Die Bedrohung existiert nur in deiner Vorstellung." „In meiner Vorstellung?", sagte Jona entrüstet und hoffte insgeheim auf die Zustimmung der Anderen. „Ich tendiere ebenfalls in Williams Richtung", fühlte sich Phillip bemüßigt zu sagen, ehe er sich wieder seiner Muse zuwandte. „GoBan wird nicht eher ruhen, als bis er unsere Gemeinschaft gesprengt hat. Täglich sympathisieren mehr mit seinen Ideen", fuhr Jona in seiner Warnung fort und legte damit den Finger auf die wunde Stelle. „Noch nie hat jemand die Gemeinschaft verlassen. Das ist unvorstellbar!", brummte Ian, „Ein solcher Schritt würde auch die Existenz der Gruppe um Mara gefährden; wir müssten sie evakuieren." „Bitte", sagte Lou, und seine warme Stimme wirkte beruhigend auf die erregten Gemüter. „Wir sollten nichts übereilen. GoBan ist jung, voller Tatendrang ..."




    Produktinformationen:[/align]

    • Taschenbuch: 600 Seiten
    • Verlag: Books on Demand (4. Juni 2015)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3738607595
    • ISBN-13: 978-3738607598

    Tao



    Das Herkommen sowohl der Lehrweisheit als auch des Begriffs ‘Dao’ verliert sich im Dunkeln. Die ursprüngliche Bedeutung, die von Konfuzius (* 551 † 479 v. Chr.) verwendet wurde, war ‘Weg’ bzw. ‘Weg der guten alten Könige’ oder auch ‘Weg zum ewigen Leben’, und deshalb wird die Lehre vom Dao auch dem legendären Gelben Kaiser Huang Ti (* 2704 † 2594 v. Chr.) zugeschrieben. Mit der Erweiterung des Begriffs wurde das Dao nicht nur zum Weg des Kosmos, sondern auch zum Urgrund von dessen Ursprung; dem Unerschaffenen, das alles erzeugt. Hören wir dazu Chiuang‑tzu: ‘Der Weg hat Eigenschaften und Evidenz, jedoch kein Handeln und keine Form. Er lässt sich übermitteln, aber nicht empfangen. Er existiert wahrlich in aller Ewigkeit von seiner Wurzel, seinem Stamm her, bevor Himmel oder Erde waren. Er haucht den Dämonen und Göttern den Geist ein, gebiert Himmel und Erde. [...] Er geht Himmel und Erde voraus und ist doch nicht alt, er ist älter als das älteste Altertum und doch nicht betagt.’1 Mit anderen Worten: Es ist die transzendentale ‘Erste Ursache’, die uranfängliche Einheit; unbeschreiblich, zeitlos und das alles durchdringende Prinzip des Kosmos. Und Lao‑tzu über das Dao: ‘Könnten wir weisen den Weg, es wäre kein ewiger Weg. Könnten wir nennen den Namen, es wäre kein ewiger Name. Was ohne Namen, ist Anfang von Himmel und Erde; was Namen hat, ist Mutter den zehntausend Wesen.’2
    Ich bin [...] Osiris. Ich bin aus dir hervorgegangen, Korn. Ich bin hineingegangen in dich, ich bin fettgeworden in dir, ich bin gewachsen in dir, ich bin in dich gefallen [...] so daß die Götter von mir leben. Ich lebe als Korn, ich wachse als Korn das die Ehrwürdigen einbringen, mich bedeckt Geb (der Erdgott). Ich lebe, ich sterbe, ich vergehe nicht.’3
    Gesprochen wurden die Worte von einem ägyptischen Toten und er gibt im Bild der Vegetation ein Überdauern des Lebensprozesses wieder, das jenseits der beiden Pole von Leben und Sterben angesiedelt ist, wobei das Korn als Symbol für eine psychische Struktur steht, die auf einen mystischen kontinuierlichen Prozess verweist. In der ägyptischen Anschauung verschmelzen der Ka (Schatten, Doppelkörper) und der Ba (geistige Individualität, Seele) des Toten zu einer Einheit und damit wird die Existenz im Jenseits zur Einswerdung mit der ihn umfassenden göttlichen Entität. Die duale Struktur des Kosmos prägt sowohl die Realität der Erscheinungen als auch die sie bedingende Vergangenheit, was in der ägyptischen Vorstellungswelt unmissverständlich zum Ausdruck gelangt.
    So lehrte der Gnostiker Simon Magnus4, der von Heraklit entscheidend beeinflusst war, dass der Kosmos aus Feuer bestehe, dessen eine Hälfte die sichtbare Welt, die andere, unsichtbare erzeuge. Letztere ist ein überhimmlisches Feuer, ‘das Schatzhaus aller wahrnehmbaren und unsichtbaren Dinge’. Der unsichtbare Teil des kosmischen Feuers besitzt Bewusstsein, während das sichtbare Feuer unbewusst ist. Mit anderen Worten: Die Information über den Prozess der Transformation, ist das Wissen (Bewusstsein) um die Realität des Seienden.
    Die Beispiele beweisen, dass der Homo sapiens seit der Frühzeit, hinter der materiellen Realität, der Welt der Erscheinungen, einen unsichtbaren Bereich am Wirken sah, den sie mit Gott, später mit Psyche oder Bewusstsein bezeichneten. Die sichtbare Realität bildet gleichsam die Oberfläche eines umfassenden Daseins, das den Homo sapiens als Teil der Schöpfung im Tode nicht dem Vergesessen anheimfallen lässt, sondern ihn - je nach Vorstellung - verwandelt. Ob der Verstorbene wie z. B. bei den Maya im Stamm selbst zur Wiedergeburt gelangt, um die Fruchtbarkeit von Pflanzen und Tieren zu garantieren, oder ob er in ein göttliches Jenseits, z. B. das Nirvana, eingeht, ist in Bezug auf die duale Struktur des Seienden ohne Belange. Von Bedeutung ist, dass bereits in der Frühzeit der Evolution des Homo sapiens, die Vorstellung existierte, das hinter den materiellen Erscheinungen, eine unsichtbare Realität verborgen ist.


    1 Zhuang, Zhou; Mair, Victor H.; Schuhmacher, Stephan (2008): Das Buch der Spontaneität. Über den Nutzen der Nutzlosigkeit und die Kultur der Langsamkeit : das klassische Buch daoistischer Weisheit. 1. Aufl. Aitrang: Windpferd (Schneelöwe). S. 95.
    2 Laozi; Debon, Günther (2001): Tao-tê-king. Das heilige Buch vom Weg und von der Tugend. Durchges. und verb. Ausg. 1979, [Nachdr.]. Stuttgart: Reclam (Universal-Bibliothek, Nr. 6798). S. 25.
    3 G. Thausing, Der Auferstehungsgedanke in Ägyptischen religiösen Texten. Lpz., Harassowitz, 1943. 8, 188 S. Okt. - Slg. orientalist. Arbeiten, 16, S. 166.
    4 Simon Magus, † 65, Rom, gilt als erster Häretiker der Kirche.

    „Die Gefährdung wächst. Wir müssen handeln. Unsere gesamte Existenz ist bedroht“, warnte Jona die Anderen.
    „Ich kann deine Einschätzung nicht bestätigen“, erwiderte William in seiner betont bedächtigen Sprechweise. „Die Bedrohung existiert nur in deiner Vorstellung.“
    „In meiner Vorstellung?“, sagte Jona entrüstet und hoffte insgeheim auf die Zustimmung der Anderen.
    „Ich tendiere ebenfalls in Williams Richtung“, fühlte sich Phillip bemüßigt zu sagen, ehe er sich wieder seiner Muse zuwandte.
    „GoBan wird nicht eher ruhen, als bis er unsere Gemeinschaft gesprengt hat. Täglich sympathisieren mehr mit seinen Ideen“, fuhr Jona in seiner Warnung fort und legte damit den Finger auf die wunde Stelle.
    „Noch nie hat jemand die Gemeinschaft verlassen. Das ist unvorstellbar!“, brummte Ian, „Ein solcher Schritt würde auch die Existenz der Gruppe um Mara gefährden; wir müssten sie evakuieren.“
    „Bitte“, sagte Lou, und seine warme Stimme wirkte beruhigend auf die erregten Gemüter. „Wir sollten nichts übereilen. GoBan ist jung, voller Tatendrang …“








    Produktinformation:

    • Broschiert: 600 Seiten
    • Verlag: Books on Demand (4. Juni 2015)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3738607595
    • ISBN-13: 978-3738607598

    Die Elemente der Spezies Homo sapiens bestehen zunächst aus Individuen, die einen Leib besitzen, der sich in der mit dessen Sinnen wahrnehmbaren Realität1, von dem der Anderen abgrenzt. Der Leib ist das Wichtigere oder auch das Frühe und - analog der Evolution auf diesem Planeten, entwickelte sich die bewusste Wahrnehmung, wie die Spezies des Homo sapiens selbst, erst kurze Zeit vor zwölf Uhr in der Nacht, am Ende des Tages - somit ein Spätes in der Geschichte des Ich bin. Trotz der Fähigkeit zur bewussten Wahrnehmung, ist das Ich bin Leib. Es ist ein ‘Tun’ des Leibes, eine Entwicklung eben dieses Leibes, um dessen Erhaltung im Dasein sowohl im Jetzt als auch in der Zukunft zu gewährleisten. Voraussetzung für das in Erscheinung treten des Ich bin, ist eine hinreichend komplexe Struktur wie z. B. das Zentralnervensystem im Falle des Homo sapiens.
    „Der Leib ist unser Mittel überhaupt, eine Welt zu haben“.2
    Diese Aussage von Merleau-Ponty weist das Ich bin auf die Grundlage der bewussten Wahrnehmung hin, den Leib. Als ‘Leib-Wesen’ ist es in seiner Wahrnehmung an das Leibliche, die physikalische Realität, gebunden.


    1 ‘Wahrnehmbare Realität’ bezieht sich auf die Realität, die dem Homo sapiens über seine fünf Sinne vermittelt wird.
    2 Merleau-Ponty: Phänomenologie der Wahrnehmung, 2003, S. 176.

    Hören wir, dass ein Mensch besessen ist, so bedeutet dies, dass der Betroffene nicht mehr Herr seines Körpers ist, oder wie Sigmund Freud in einem anderen Zusammenhang zu sagen pflegte: ‚Nicht mehr Herr im eigenen Haus‘.Besessenheit ist nicht nur negativ besetzt, sondern es impliziert auch, dass ein Mensch seinen Körper mit einem fremden Wesen (Geist, Ahne) teilen muss. Er ist nicht mehr frei, teilweise oder vollständig der fremden Macht ausgeliefert, und nicht selten werden in diesem Zusammenhang, Begriffe wie ‚willenlos, hörig, ein Anderer‘ benützt, um die plötzliche Verwandlung zu erklären.Wir können es uns kaum vorstellen, wie es ist, besessen oder fremdgesteuert zu sein, und obwohl uns Gefühle wie Enthusiasmus oder Ekstase, in der wir ebenfalls außer uns sind, kennen, sind Zustände dieser Art von kurzer Dauer und wir als Ich präsent; das bedeutet: Wir wissen, dass wir es sind, die diesen außergewöhnlichen Zustand erleben und wir können ihn, sollte es die Situation erfordern, beenden, indem wir unsere Aufmerksamkeit bewusst neu fokussieren.

    Auszug aus dem Sachbuch: ‘Die Besessenheit ‘ von Volker Schopf.


    Einführung:
    Hören wir, dass ein Mensch besessen ist, so bedeutet dies, dass der Betroffene nicht mehr Herr seines Körpers ist, oder wie Sigmund Freud in einem anderen Zusammenhang zu sagen pflegte: ‚Nicht mehr Herr im eigenen Haus‘.
    Besessenheit ist nicht nur negativ besetzt, sondern es impliziert auch, dass ein Mensch seinen Körper mit einem fremden Wesen (Geist, Ahne) teilen muss. Er ist nicht mehr frei, teilweise oder vollständig der fremden Macht ausgeliefert, und nicht selten werden in diesem Zusammenhang, Begriffe wie ‚willenlos, hörig, ein Anderer‘ benützt, um die plötzliche Verwandlung zu erklären.
    Wir können es uns kaum vorstellen, wie es ist, besessen oder fremdgesteuert zu sein, und obwohl uns Gefühle wie Enthusiasmus oder Ekstase, in der wir ebenfalls außer uns sind, kennen, sind Zustände dieser Art von kurzer Dauer und wir als Ich präsent; das bedeutet: Wir wissen, dass wir es sind, die diesen außergewöhnlichen Zustand erleben und wir können ihn, sollte es die Situation erfordern, beenden, indem wir unsere Aufmerksamkeit bewusst neu fokussieren.
    Die Vorstellung also, dass es Dämonen, Geister gibt, ist für uns, die wir der abendländischen Kultur angehören, ungewohnt, ja zutiefst suspekt, trotz der ‚spektakulären Fälle (Anneliese Michel[i]), die für Aufsehen sorgen und die Tagespresse beschäftigen. Selbst Berichte über Satanskulte, magische Zirkel usw. nehmen wir nur am Rande wahr als ein Phänomen, in dessen Hybris der Praktizierende in maßloser Selbstüberschätzung oder aus Furcht vor Tod und Vergessen zu Mitteln greift, die ihn Gott ähnlich werden lassen und damit Unsterblichkeit verleihen sollen.
    Besessenheit ist mit einem Virus vergleichbar, dessen Gefährlichkeit sich bereits im Wort selbst versteckt, dessen Erwähnung Angst heraufbeschwört und Fluchtgedanken impliziert. Trotzdem kann Besessenheit, wie die Geschichte zeigt, heilende Effekte besitzen; mit anderen Worten: Der Kontakt mit Dämonen und Geistern ist vielschichtiger, als wir gemeinhin glauben und er verfügt nicht nur über den Menschen bedrohende Kräfte.
    Wie gestaltet sich Besessenheit, bei der ich die mediumistischen Kontakte mit uneingekörperten Wesenheiten einbeziehen will, aus Sicht der Meta-Realität[ii]. Gibt es Ahnengeister, Verstorbene, die die irdische Welt nicht verlassen können oder wollen, außerirdische Wesen, oder gelingt mit der Theorie der Meta-Realität, wobei ich auf psychische Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen nicht näher eingehen werde, eine umfassende Erklärung?



    [i]Felicitas D. Goodman, Anneliese Michel und ihre Dämonen: Der Fall Klingenberg in wissenschaftlicher Sicht, Christiana-Verlag; 2006
    [ii] Volker Schopf, Meta-Realität und Bewusstsein, Engelsdorfer Verlag 2009

    Wissenschaftliches Denken bzw. Umdenken.


    Auszug aus dem Sachbuch ‘Meta-Realität und Bewusstsein’. Siehe dazu die Rubrik Veröffentlichungen.


    Wissenschaft ist stets kollektives Tun und bedarfder Gemeinschaft, Gemeinschaft in seiner umfänglichsten Form, das heißt: Auch die Diskussion mit der Philosophie, der Esoterik und anderen Bereichen darf nicht vernachlässigt werden. Ein fruchtbarer wissenschaftlicher Diskurs muss die Gemeinschaft als Ganzes erfassen; nur so kann er erfolgreich sein.
    Wissenschaft ist zudem für die Entwicklung des Bewusstseins der Menschen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Sie formt unser Weltbild. Insofern kommt der Wissenschaft eine wichtige Rolle in der Entwicklung unseres Selbstbewusstseins zu (Selbstbewusstsein entsteht durch einen rekursiven Vorgang in der Auseinandersetzung zwischen Mensch und Wirklichkeit). Diese Entwicklung zu fördern und weiter zu entwickeln muss das Ziel aller zukünftiger Wissenschaft sein.
    Gleichzeitig muss die Wissenschaft erkennen, dass es nicht genügt, sämtliche Naturgesetze zu enträtseln, in der Hoffnung, nun die Zukunft exakt vorhersagen zu können. Die neue holistische Weltsicht der Meta-Realität lässt dieses nicht zu. Dazu nehme ich später ausführlicher Stellung.
    Zudem ist ein Umdenken in Bezug auf die Praxis von Experimenten notwendig. Künftig wird es nicht mehr genügen, den Fall eines Apfels zu messen oder Teilchen durch einen Beschleuniger zu jagen, um ihre Zerfallsprodukte zu analysieren. Was not tut sind Gedankenexperimente. Diese können natürlich nicht falsifizierbar sein, doch sollten ihre Erkenntnisse ernst genommen werden, wenn sie logisch nachvollziehbar und die Ergebnisse plausibel sind.
    Erst wenn die Forderung der Reproduzierbarkeit von Experimenten fallen gelassen wird, können auch die bisher als unwissenschaftlich angesehenen übersinnlichen Phänomene besser untersucht und in die bestehende Weltordnung eingegliedert werden. Wir dürfen nicht vergessen, dass gerade sie es sind, die uns den Weg öffnen in unser Bewusstsein und darüber hinaus in die uns bisher nur in Teilen bekannte Meta-Realität.
    Wissenschaftliche Tabus können wir uns im Angesicht der bevorstehenden Probleme (Klimawandel, Umweltverschmutzung) nicht länger leisten. Deshalb muss die Parapsychologie ebenso wie die anderen hier nicht diskutierten ‚übersinnlichen‘ Phänomene in die neue Natur-Wissenschaft eingegliedert werden.
    Auf diese Weise wird der Gegenstand der Forschung wesentlich erweitert und Wissenschaft zur holistischen Disziplin. Sie trägt gleichzeitig zur Entwicklung des Selbstbewusstseins bei.

    Mein Weg I


    ‘Mein Weg’ begann mit Hoimar von Ditfurths Buch ‘Im Anfang war der Wasserstoff’; er entzündete damit meine Neugier und begründete die Suche nach dem ‘Warum’ des Kosmos. Wenn wir an dieser Stelle von Leidenschaften sprechen wollen, dann sind nachfolgende für die vorliegende Abhandlung verantwortlich:

    • Kosmologie – die Relativitätstheorien, die Quantenphysik und deren Seltsamkeiten;


    • Philosophie – Vorsokratiker, Plotin, Kant, um nur einige zu nennen, die Mythen der Völker und ihre Mystik;


    • Moderne Wissenschaft – Psychologie, Neurowissenschaft, aber auch Nahtoderlebnisse und die Parapsychologie;


    • Schriftstellerische Tätigkeit – Romane, Theaterstücke, Sachbücher.

    Friedrich Nietzsche gelangte in der Zeit vor seinem Zusammenbruch zu der Erkenntnis: ‘Eigentlich habe ich immer von mir geschrieben’. Mit anderen Worten: Schreiben war und ist Dialog des ‘Ich bin’ mit dem es Bedingenden. Wie ist das zu verstehen? Beweggrund für eine Arbeit ist entweder eine Idee (Roman) oder eine Thematik (Sachbuch), die, nach mehr oder weniger umfassender Recherche niedergeschrieben wird. Im Vordergrund des Romans steht die Idee, Handlung usw., und ich bin der Überzeugung, dass im Verlauf der Niederschrift bei jedem Autor unbewusste Inhalte einfließen. In welchem Umfang, hängt von der Akribie ab, mit der er die Sätze konstruiert. Dennoch offenbart, sofern man sich die Mühe macht, jeder Roman oder Text Strukturen, die die Vergangenheit ins Licht der Wahrnehmung des ‘Ich bin’ treten lassen. Betrachten wir in diesem Zusammenhang die Märchen der Völker, ihre Mythen und die daraus erschlossene Mystik, so wird ein Weg erkennbar, wie die Vergangenheit im Jetzt aus dem Dunkel tritt. Diese aufschlussreiche Lesart ist verloren gegangen und wird heute überwiegend von Psychiatern zur Behandlung ihrer Patienten benutzt.
    Bevor mein ‘Ich bin’ berichtet, wie es seine Lesart des Kosmos gefunden hat, ein paar Worte zu den eigenen Schriften, welche als Auslöser angesehen werden können. Es beginnt – wie fast immer – am Anfang oder in der Jugendzeit, mit Gedichten, Kurzgeschichten oder dem Führen eines Tagebuchs. Zumeist verlieren sich die schriftstellerischen Ambitionen nach der Pubertät, sie werden von anderen Interessen abgelöst. Analysiere ich meine Schriften unter diesem Aspekt, so kristallisieren sich Strukturen heraus, die sich bereits in den ersten Texten finden und im Verlauf der Jahre lediglich präziser gefasst wurden (präziser gefasst bedeutet: Reduktion auf grundlegende Strukturen; das Wesen des Kosmos). Ein Beispiel: Die ersten, tastenden Versuche, geprägt – als Science-Fiction-Fan – von fantastischen Motiven, berichten von einem Helden, der wiedergeboren wird, vielfältige Ebenen erkundet und Wandlung erfährt. Kurz gesagt: Die ersten Romane sind übervoll an mythologischem Material, welches mir zu diesem Zeitpunkt, zumindest nicht im ‘Ich bin’ als Wahrnehmung, zur Verfügung stand. Wenn ich heute die vielfältigen Ebenen näher betrachte, dann beherbergen sie eine Vielzahl an Wesen, die, wie sie selbst, dem Wandel und damit der Entwicklung unterworfen sind. Ein Teil der Ebenen ging aus den ursprünglichen Ebenen hervor und stets kulminierte die Handlung bzw. die Suche des Helden in der Erkenntnis der Wahrheit. Die Helden selbst sind – Analytiker aufgepasst – kaum mehr als Handlanger eines Prozesses, der ihr Tun bedingt, weil sie Teilhabe an ihm haben.
    Die anfänglichen Ebenen verdichteten sich – unter dem Einfluss der Literatur – zu Strukturen und führten auf zwei Wegen zu einer ersten Erkenntnis, der hier vorgestellten Lesart des Kosmos. In einem späteren Jetzt, das über eine umfassendere Wahrnehmung verfügte, näherten sich die Wege an, verliefen eine Zeit lang parallel, wandelten sich gegenseitig, bis sie in dieser Abhandlung zur Einheit verschmolzen. Versuchen wir einen gerafften Überblick, der zumindest einen kleinen Eindruck davon vermitteln soll, wie das Wesen des Kosmos im ‘Ich bin’ zur Wahrnehmung gelangte.
    Am Anfang stand stets das Eine, ein Urgrund, der das Sein bedingte. Das Eine, ob Urgrund, Gott oder Prinzip, unterlag selbst der Entwicklung, war vergänglich und es blieb die Erinnerung als eine Vergangenheit. Der Held, als Handlanger des ihm unbekannten Schicksals, war Suchender; unterwegs im Dunkel fremder Länder, die synonym für seine Vergangenheit standen und die er im Bestehen und Überstehen von Kämpfen, erkundete. Der rote Faden ist die Bewusstwerdung des Helden; er ist der Lichtbringer, der die Dunkelheit erhellt, sie in der Wahrnehmung erscheinen lässt. Die Ebenen wandelten sich zu Strukturen, deren Entwicklung zu der des Helden parallel verlief, und die mit der umfassenden Wahrnehmung ihrer selbst zur umfassenden Einheit aufgelöst wurden.
    Zwei Begriffe sind zum Verständnis notwendig:

    • Lebensfeld – es umfasst das ‘Ich bin’ in seiner Gesamtheit von der Zeugung bis zum Tod. Es bleibt bestehen und wirkt im Seinsfeld fort.


    • ‘Seinsfeld’ – es umfasst den spirituellen Teil des Kosmos, die Lebensfelder des ‘Ich bin’ sowie die Gesamtheit der Vergangenheit.

    Das Seinsfeld bewahrte somit die Vergangenheit der materiellen Realität wie seine eigene Vergangenheit. Der Unterschied in dieser Sichtweise zur jetzigen liegt in ihrer Getrenntheit. Die materielle Realität ist nicht nur dem Wandel unterworfen, sie ist im Gegensatz zum Seinsfeld vergänglich. Dieses bewahrt nicht nur die Vergangenheit der materiellen Realität – wie eine Festplatte Daten speichert –, sondern es wirkt dort als Entität fort. Mit anderen Worten: Beide – Lebensfeld und Seinsfeld – beeinflussen sich gegenseitig, und der Mensch als ‘Ich bin’ nimmt beide Realitäten wahr. Neugierigen empfehle ich das Buch ‘Meta-Realität und Bewusstsein’.
    Das umfassende ‘Gewahrwerden’ des Seinsfeldes führte – in einer Art Weckruf – zu einem späteren Jetzt des ‘Ich bin’ des Autors, zu der in dieser Abhandlung beschriebenen Sichtweise. Materielle und spirituelle Realität mussten aufgrund der Tatsache, dass der Kosmos ‘Eins’ ist, zwei Seiten derselben Medaille oder Einheit einer Zweiheit sein. Das Seinsfeld symbolisierte de facto bereits das Wesen des Kosmos und die Entwicklung zum ‘Ich bin’, als Einheit einer Entität, die Ausdruck des Wesens des Kosmos ist, die in ihrer weiteren Entwicklung zum umfassenden Wissen, der vollständigen Wahrnehmung seines Wesens, strebt.
    Der Held, als Handlanger des Schicksals, ist das ‘Ich bin’, der Lichtbringer, als Beobachter der Vergangenheit, der die Dunkelheit erhellt, indem ihm die Vergangenheit in der Wahrnehmung erscheint. Er hat Teilhabe am Wesen des Kosmos, an dessen Entwicklung; er ist ‘Nicht-Eins’ und ‘Eins’ in zweifacher Beziehung und das ist sein Schicksal.
    Die Lesart des Kosmos, wie es die Vergangenheit in meinem ‘Ich bin’ zur Wahrnehmung bringt, basiert auf Strukturen, die – in umfassendere Einheiten aufgelöst – jenes Tun des ‘Ich bin’ bedingen, dessen Produkt diese Schrift ist. Welche Vergangenheit und welches Bewirkt-Werden in der Summe explizit den Wandel bedingte, bleibt dem ‘Ich bin’ größtenteils verborgen. Sein Tun ist stets Ausdruck des Wandels.
    In der Hoffnung, die Entwicklung des hier Gesagten dem Leser zumindest mit ‘Mein Weg’ ein wenig nähergebracht und damit sein Verständnis in Bezug auf das Wesen des Kosmos erleichtert zu haben, beende ich im ‘Jetzt’ diese Schrift und überlasse den interessierten Leser seinem ‘Ich bin’ und dessen Neugier.

    Das Wesen des Kosmos I



    Nachfolgender Text beeinhaltet den ersten Teil des in der 1. Auflage veröffentlichten Version. In der aktuellen, zweiten, wesentlich erweiterten 2. Auflage wurde er in großen Teilen überarbeitet. Die Urfassung soll ein weiteres Mal meine spirituelle Entwicklung aufzeigen; ein Prozess der fortbesteht und das Unbeschreibliche in Worte zu fassen versucht.

    Das Wesen des Kosmos I
    ’Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war noch leer und öde. Dunkel bedeckte sie und wogendes Wasser, und über den Fluten schwebte Gottes Geist. Da sprach Gott: ‘Licht entstehe!’, und das Licht strahlte auf. Und Gott sah das Licht an: Es war gut. Dann trennte Gott das Licht von der Dunkelheit und nannte das Licht Tag, die Dunkelheit Nacht. Es wurde Abend und wieder Morgen: der erste Tag.’
    Mit diesen Worten wird in der Genesis die Erschaffung der Erde beschrieben, genauer gesagt: Der erste Schöpfungstag. Ein weiteres Zitat will ich diesem Kapitel voranstellen:
    ‘Die Vernunft wird durch einen Hang ihrer Natur getrieben, über den Erfahrungsgebrauch hinaus zu gehen, sich in einem reinen Gebrauche und vermittelst bloßer Ideen zu den äußersten Grenzen aller Erkenntnis hinaus zu wagen und nur allererst in der Vollendung ihres Kreises, in einem für sich bestehenden systematischen Ganzen, Ruhe zu finden.’
    Das schrieb Immanuel Kant in seiner Schrift ‘Kritik der reinen Vernunft’, und bringt mit dieser Erkenntnis die Eigenschaft der Vernunft zum Ausdruck, der wir unsere schönsten und bedeutendsten Schriftzeugnisse verdanken. Erinnern wir uns nur der vielfältigen Schöpfungsmythen, deren mündliche Überlieferung vor Tausenden von Jahren erstmals in Keilschrift auf Tontafeln niedergeschrieben wurden. Ihre schöpferische Kraft fand Eingang in die Verkündungen der Propheten, der Philosophie der Antike, und spannt von dort ihren Bogen bis in die Neuzeit, zu den modernen Theorien der Kosmologie, Physik, Neurowissenschaften, um nur einige zu erwähnen. Nicht vergessen werden darf der Einfluss der Vernunft auf die Kunst, in deren Ausdruck und Deutung die ganze spekulative, sich selbst erkundende und übersteigende Eigenschaft ihres Wesens unmittelbar in Erscheinung tritt.
    Weshalb gerade die zwei Zitate am Anfang dieser Schrift stehen, hat folgenden Grund: Sie stehen synonym für den Beginn von Pfaden, die sich schnell verzweigen und bereits nach wenigen Schritten ein vielfältiges Geflecht bilden, dessen mögliche Wege oder Kombinationen unerschöpflich scheinen. Der erste Schöpfungstag symbolisiert den Kosmos, sein Wesen und dessen Entwicklung, die uns zu Immanuel Kant, dem Menschen und der Suche nach den Gründen seines Daseins führt. Beide Pfade – Kosmos und Mensch – sind so miteinander verknüpft, dass sie nicht getrennt analysiert werden können. Zum einen ist der Mensch Ausgangspunkt jeder Betrachtung, der Fragende und unter der Knechtschaft der Vernunft ein ruhelos Getriebener; im Gepäck das entscheidende Wort: ‘Warum?’ Diese Frage treibt ihn um und fort von sich selbst. Der Mensch wird zum Rufer in der Dunkelheit, den niemand hört, am wenigsten er sich selbst. Wahrheitssuchende sind Gefährdete, oft Verlorene, wie nicht nur Friedrich Nietzsche beweist. Sie wandeln am Abgrund, zwischen Erkenntnis und der inneren Ruhe, die der gefundenen Wahrheit entspringt, und dem ewig Fragenden, dessen vergebliche Suche sein Dasein zusehends beschleunigt, ihn bis zur rastlosen Hetze nach der Erlösung treibt, die stets in greifbarer Nähe scheint und ihm statt Wissen den Tod beschert.
    Wir werden – der Not gehorchend – zwei Pfade beschreiten: den des Kosmos und den des Menschen. Dabei werden wir erkennen, dass der Mensch nicht nur Teilhabe am Kosmos hat, sondern dass er, wie jede Entität zu der Mannigfaltigkeit (z. B.: der Mensch zur Gattung Menschheit), der sie angehört, ‘Eins’ und ‘Nicht-Eins’ ist. Eins, weil nur der Kosmos in seiner Mannigfaltigkeit existiert, und Nicht-Eins, aufgrund seines Abgegrenztseins als Entität oder ‘Ich bin’. Doch was ist dieses ‘Eins’ und in welchem Verhältnis steht das ‘Nicht-Eins’ zu ihm? Diesen Fragen werden wir in dieser Schrift nachgehen und die Antworten werden dem Leser zugleich neu und vertraut erscheinen.
    Beginnen wir mit Immanuel Kants Aussage über die Eigenschaft der Vernunft, welche sie über den Erfahrungsbereich hinaus streben lässt, und setzen ihr eine Grenze:
    § 1:- Am Anfang ist der Kosmos.
    Die Frage nach dem Grund ihres Daseins ist der Vernunft durch ihr Wesen gegeben. Sie kann darüber jedoch nur Spekulationen anstellen, weil die Antwort außerhalb des Bereichs liegt, der ihrer Erkenntnis zugänglich ist. Verdeutlichen wir uns das Gesagte an einem Beispiel: Für das individuelle Erleben des Menschen, welches ihm als Erinnerung überhaupt zur Verfügung stehen kann, ist der Zeugungsvorgang seines Organismus die Grenze. Darüber hinaus existiert keine individuelle Erfahrung. Paragraf eins markiert diese Grenze in Bezug auf den Ursprung des Kosmos. Die Weltformel, nach der Physiker und Kosmologen forschen, wird dem wahren Wesen des Kosmos lediglich eine weitere Beschreibung hinzufügen. Über die Grenze seiner Selbst wird die Theorie für alles nicht führen.
    § 2:- Die Einheit des Kosmos ist Zweiheit.
    Die Einheit des Kosmos erscheint dem Menschen aufgrund der Begrenztheit seiner Wahrnehmung als materielle und spirituelle Realität – für diese Schrift als ‘Ich bin’ bezeichnet. Das Wesen des Kosmos, der Einheit als Zweiheit, entzieht sich der Erkenntnis des ‘Ich bin’ zum Zeitpunkt des Jetzt, der aktuellen Gegenwart.
    Der Begriff ‘Einheit als Zweiheit’, wäre missverständlich, wenn man ihn als Dualismus des Kosmos interpretierte, der in der Mannigfaltigkeit als Ausdruck seines Wesens weder dualistisch ist noch umfassend einer anderen Lesart zugeordnet werden kann. Betrachten wir dazu eine Münze, dann entsprechen materielle und spirituelle Realität jeweils einer Seite, wobei die zwei Seiten – Kopf und Zahl – als Zweiheit die Einheit der Münze bilden. Der Einwand, dass jede Seite für sich als Einheit betrachtet werden kann und der Kosmos deshalb nicht Einheit einer Zweiheit, sondern bereits ein Zusammengesetztes ist, liegt in der begrenzten Wahrnehmung des ‘Ich bin’ begründet, dem die Einheit des Kosmos stets als Zweiheit erscheint. Der Leser, welcher auf der Münze das ‘Ich bin’ verorten will, sollte ein beliebiges Atom auf der materiellen, nahe der spirituellen, Seite dazu bestimmen.
    § 3:- Die Einheit der Zweiheit des Kosmos bedingt Mannigfaltigkeit.
    Paragraf drei bedeutet einen Quantensprung und wird durch die zwei nachfolgenden Paragrafen begründet. Weshalb bedingt die Einheit des Kosmos als Zweiheit die ihm innewohnende Mannigfaltigkeit? Die Frage ist berechtigt und wurde in der Vergangenheit auf vielfältige Weise und stets im Einklang mit der Wahrnehmung erklärt bzw. begründet. In diesem Zusammenhang weise ich nur auf die Diskussion über den ‘Satz vom zureichenden Grund’ hin, der in unterschiedliche Erklärungsmodelle mündet. Deshalb sei an dieser Stelle letztmalig betont, dass für das ‘Ich bin’ in Bezug auf die Wahrnehmung der Realität, und infolge davon für das Wissen, Grenzen existieren. Dazu gehört die Frage nach dem Ursprung des Kosmos und – auf das ‘Jetzt’ bezogen – Fragen über die Vergangenheit, die sein Dasein explizit bedingte. Wie das ‘Ich bin’ im Jetzt seine Vergangenheit interpretiert, ist Ausdruck eben dieser individuell strukturierten Vergangenheit. Dazu im Folgenden mehr.
    Trotzdem wird kein ‘Ich bin’ bestreiten, dass im Kosmos Mannigfaltigkeit und ein Vorausgegangenes existiert, das sie bedingte. Die Vergangenheit ist für das ‘Ich bin’ individuell und kann über die oben bezeichnete Grenze hinaus nicht erweitert werden. Ob die Frage nach dem Ursprung des Kosmos grundsätzlich außerhalb seiner selbst liegt oder im Bereich des Wahrnehmbaren und damit der Erkenntnis zugänglich ist, bleibt dem Wissen eines späteren Jetzt vorbehalten.
    Kehren wir zu unserer Frage zurück: Weshalb bedingt die Einheit des Kosmos als Zweiheit Mannigfaltigkeit? Zuerst die angesprochenen Paragrafen.
    § 4:- Wirken bewirkt Wandel und bedingt ein Gewandeltes.
    § 5:- Das Gewandelte ist die Einheit von Bewirkt-Werden und der sie bedingenden Vergangenheit.
    Dazu ergänzend: Der Begriff ‘Wandel’ bezieht sich auf eine Zustandsveränderung. Und: Die ursprünglichen Entitäten (Vergangenheit der bewirkten Entität und der Entität, die den Wandel bewirkte), die sich infolge des Bewirkt-Werdens wandeln, bleiben im Gewandelten, der neu gebildeten Einheit, als Vergangenheit erhalten. Das Gewandelte, als neu gebildete Einheit, wirkt als Entität auf das Andere.
    Eine bloße Entität bewirkt nichts. Der Grund: Es gibt kein Anderes, auf das die Entität wirken kann. Wirken ist stets auf ein Anderes bezogen. Das Andere erfährt das Wirken als Bewirkt-Werden, wandelt sich aufgrund des erfahrenen Wirkens und wirkt als Gewandeltes auf das Andere mit gewandeltem Wirken. Frühere Einheit bleibt als Vergangenheit erhalten, die wirken und bewirkt werden kann. Durch diesen Kreislauf bedingt der Kosmos als ‘Einheit der Zweiheit’ Mannigfaltigkeit.
    Damit ist das Grundlegende über das Wesen des Kosmos gesagt. Die Folgerungen, die sich für das ‘Ich bin’ – den Menschen – wie für das Wesen des Kosmos daraus ergeben, kann in dieser Schrift nur in Bezug auf den Kosmos erörtert werden. Bevor wir uns ausführlicher mit dem Wesen des Kosmos, seiner Entwicklung als Mannigfaltigkeit auseinandersetzen, zwei Beispiele zum Verständnis des Wesens von Mannigfaltigkeit.

    • A: a wirkt auf b, das sich zu c wandelt und als c im Besitz der Vergangenheit von a und b ist; jetzt wirkt c auf a, das sich zu d wandelt und als d im Besitz der Vergangenheit von a und c ist. Wirkt nun a auf d und wandelt es zu e, dann besitzt e als Vergangenheit a, a, b, c usw. Die Mannigfaltigkeit ist vorprogrammiert.


    • B: Der indische Herrscher Shihram tyrannisierte seine Untertanen und stürzte sein Land in Not und Elend. Um die Aufmerksamkeit des Königs auf seine Fehler zu lenken, ohne seinen Zorn zu entfachen, schuf Dahers Sohn, der weise Brahmane Sissa, ein Spiel, in dem der König als wichtigste Figur ohne Hilfe anderer Figuren und Bauern nichts ausrichten kann. Der Unterricht im Schachspiel machte auf Shihram einen starken Eindruck. Er wurde milder und ließ das Schachspiel verbreiten, damit alle davon Kenntnis nähmen. Um sich für die anschauliche Lehre von Lebensweisheit und zugleich Unterhaltung zu bedanken, gewährte er dem Brahmanen einen freien Wunsch. Dieser wünschte sich Weizenkörner: Auf das erste Feld eines Schachbretts wollte er ein Korn, auf das zweite Feld die doppelte Menge, also zwei, auf das Dritte wiederum doppelt so viele, also vier, und so weiter. Der König lachte und war gleichzeitig erbost über die vermeintliche Bescheidenheit des Brahmanen.

    Als sich Shihram einige Tage später erkundigte, ob Sissa seine Belohnung in Empfang genommen habe, musste er hören, dass die Rechenmeister die Menge der Weizenkörner noch nicht berechnet hätten. Der Vorsteher der Kornkammer meldete nach mehreren Tagen ununterbrochener Arbeit, dass er diese Menge Getreidekörner im ganzen Reich nicht aufbringen könne. Auf allen Feldern zusammen wären es 264−1 oder 18.446.744.073.709.551.615 Weizenkörner. Diese Legende verdeutlicht auf anschauliche Weise, wie der Kreislauf von Bewirkt-Werden, Wandel und Gewandeltem, als aus diesem Kreislauf resultierende Einheit, die zur Entwicklung des Gewandelten als Entität führt, unter Erhalt der ursprünglichen Entitäten bzw. deren Vergangenheit, Mannigfaltigkeit erzeugt.
    Fortsetzung folgt.

    Klappentext:

    Offenbart sich das jenseitige Reich dem Homo sapiens in Form von Geistererscheinungen, Zuständen von Besessenheit, durch Medien, die sowohl in mündlicher als auch schriftlicher Weise darüber berichten? Sind die Savants mit ihren außergewöhnlichen Begabungen, die teilweise über Nacht bzw. durch einen Unfall ausgelöst, auftreten und mit ihren Fähigkeiten selbst Wissenschaftler in Erklärungsnot bringen, die Antwort auf einen transzendenten Bereich hinter der wahrnehmbaren Realität?
    Diese Schrift beschäftigt sich mit diesen Phänomenen und erklärt sie anhand der im ersten Band dargelegten Sichtweise über das Wesen des Kosmos. Im Mittelpunkt steht der Homo sapiens, das individuelle Ich bin, und das sie als Einheit Umfassende.

    Klappentext:

    Die Frage nach dem Ursprung des Kosmos bewegt das ‘Ich bin’ und treibt es in seinen Forschungen voran. Eingebettet in den Strom der Evolution bleiben ihm - heute wie in früheren Zeiten - nur das fraglose Akzeptieren, die moderne Wissenschaft oder die mühevolle Rückbesinnung; das Hinterfragen des ‘Jetzt’ im Geiste, die Suche nach dem Sinn und Zweck seines Daseins. Der Ursprung ist kein längst vergangenes, abgeschlossenes Ereignis, er ist jetzt und nur in seiner Ganzheit als Evolution des Kosmos verständlich. Das Ich bin vereinigt in sich Ursprung und Gegenwart. Es ist das Produkt des Ursprungs und dessen Evolution. Nur in diesem Licht wird das Ich bin begreifbar, erhält sein Dasein Sinn.

    Der Taoismus sagt: Nicht handeln und alles wird getan. Dies besagt: Die Transformation des Leibes als Gegebenes akzeptieren und mit der daraus resultierenden Entwicklung, die dem ‘Ich bin’ aufgrund der Fokussierung des Leibes auf bestimmte Informationen als bewusste Wahrnehmung zugänglich wird, in Einklang sein, weil sie das ‘Ich bin’, dessen Transformationsgeschehen verkörpern; das ‘Ich bin’ ist das Produkt des Informationsspeichers des Leibes. Je mehr das ‘Ich bin’ diesen ‘unbewusst’ ablaufenden Prozess nicht nur akzeptiert, sondern als den für sein Dasein, sein Überleben bzw. seine Gesundheit, wahrscheinlichsten (förderlichsten) Weg erkennt, desto ‘leichter’ beschreitet er den Pfad seiner Existenz.

    Der sogenannte ‘Lebenskünstler’ meistert das Leben deshalb so erfolgreich und oftmals mit heiterer Miene, weil er sich in jede Situation einfindet; sie als vom Schicksal bedingt akzeptiert und das Beste daraus zu machen versucht. :)

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