Beiträge von Volker1

    Die Anfänge der Psychoanalyse.



    Wir können in dieser Schrift die hochinteressante Entwicklung der Psychoanalyse nur kurz skizzieren. Ihre Anfänge finden wir im Schamanismus, in der z. B. die Krankheit mitder Seele gleichgesetzt wird, diese sogar, im Glauben der Quechua-Indianer, ganz oder teilweise den Körper verlassen und nur durch ein entsprechendes Ritual wieder in den Körper zurückkehren kann. Diagnostiziertwird dieser Zustand aufgrund des körperlichen Verfalls des Betroffenen und weil unter Schlafstörungen und Albträumen leidet. Den Gegensatz zum Verlust der Seele bildet die Besessenheit, das Eindringen böserGeister in den Körper und dessen Inbesitznahme. Die unterschiedlichen Symptome wie somnambule und luzide Besessenheit führten zu verschiedenen Interpretationen der Krankheit. Bei somnambuler Besessenheit verliertder Betroffene von einem Augenblick zum anderen das Bewusstsein seines Selbst, während der vermeintliche Eindringling bzw. dessen ‘Ich bin’ dessen Stelle einnimmt. Später kann sich der Betroffene an nichtserinnern, was der Andere gesagt oder getan hat. Bei luzider Besessenheit wird das ‘Ich bin’ lediglich verdrängt und zum Beobachter degradiert. Man kann in diesen Fällen von einem intrapsychischen Parasitismussprechen oder analog dazu, von einem parasitären Geist in der Seele. Hierbei wurde noch zwischen manifester und latenter Besessenheit unterschieden. Manifest ist die Besessenheit, wenn der besitzergreifende Geist durchden Mund des Betroffenen spricht und latent, wenn er nichts davon weiß. So kann er im letzteren Fall über Jahre an geistigen und körperlichen Störungen leiden, ohne die Ursache, die Besetzung durch einenbösen Geist, zu erkennen.

    Der Wendepunkt vom Schamanismus bzw. des kirchlichen Exorzismus zur Psychotherapie ist verbunden mit der Gestalt Franz Anton Mesmer (1743 - 1815). Er griff die von englischen Ärztenpraktizierte Behandlung mit Magneten auf, um im Körper seiner Patientin ein künstliches Hochwasser zu erzeugen. Dazu ließ er sie ein eisenhaltiges Präparat einnehmen, befestigte Magnete an Bauch und Beinenund wartete auf eine Reaktion vonseiten der Patientin. Kurze Zeit später fühlte sie prickelnde Ströme durch ihren Körper abwärts strömen und für Stunden war sie völlig beschwerdefrei.Mesmer erkannte sofort, dass die Heilung nicht nur durch die Magnete erfolgt sein konnte und schloss auf ein bisher verborgenes Agens, welches sich in ihm selbst aufgebaut hatte und das er als ‘thierischen Magnetismus’bezeichnete. Der Magnetismus hielt Einzug bei Ärzten, die nahezu jede Krankheit damit zu behandeln versuchten und zugleich eroberte er die Gesellschaft, weil Magnetiseure öffentlich auf Bühnen ihr Könnendemonstrierten. Letzteres war sicher einer der Hauptgründe dafür, dass ihm die wissenschaftliche Anerkennung versagt blieb. Gleichzeitig vermischte er sich mit dem Okkultismus und des Öfteren geriet er in dieNähe der Scharlatanerie.
    Mit dem Auftreten des Spiritismus, der aus den USA über England nach Deutschland kam und wenig später auch Frankreich überflutete, bekam auch die Psychiatrie neue Möglichkeitendes Erkenntnisgewinns. Angefangen hat er 1847 in Hydesville bei Arcadia, als ein Mann sich von seltsamen Geräuschen in seinem Haus belästigt fühlte. Kurz darauf vermietete er es an John Fox und dessen Familie.An einem Abend im März 1848 wiederholten sich die Geräusche, die eine seiner Töchter absichtlich ausgeführt hatte. Im weiteren Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, dass in dem Haus ein Mann ermordetund im Keller verscharrt worden war. In den folgenden Wochen und Monaten Schwärme von Neugierigen in das Haus der Familie Fox und liefen der Tochter bzw. den ihr folgenden Klopfgeräuschen hinterher. Angeblich äußertensich darin die Geister Verstorbener. In den Jahren darauf wurde immer öfter von physikalischen Phänomenen berichtet, so fingen z. B. bei Séancen Tische an sich zu bewegen, laute Geräusche ertöntenund ein sonderbares Fluidum wurde sichtbar.
    Mittlerweile hatte man entdeckt, dass die Erscheinungen von der Persönlichkeit der Teilnehmer bzw. der Medien abhängig waren. Auch die Fähigkeiten der Medien unterschiedensich und reichten vom automatischen Schreiben über das Sprechen in Trance bis zur Hervorbringung physikalischer Phänomene.
    Der Spiritismus war für die Entwicklung der Psychiatrie von nicht zu unterschätzender Bedeutung, weil er den Psychologen indirekt neue Wege zur Psyche des Menschen eröffnete.Gerade das automatische Schreiben fand als Methode der Erforschung des Unbewussten großen Anklang. Die Medien standen jetzt als Versuchspersonen für psychologische Untersuchungen zur Verfügung und führtezu einem neuen Strukturmodell der Psyche.
    Mit zwei der oben angesprochenen Themen müssen wir uns ausführlicher beschäftigen, weil sie ein helles Licht auf den im Dunkel verborgenen Dualismus des Kosmos werfen.Die Schilderungen von Besessenheit reichen in der Menschheitsgeschichte weit zurück, während der Spiritismus, insbesondere die Medien, erst in den vergangenen 150 Jahren in den Blickpunkt der wissenschaftlichen Untersuchungrückten. Die Unterscheidung von der Besessenheit eines Menschen, durch einen Geist, die Seele eines Verstorbenen oder Dämons, und der von Medien, die zumeist von höheren Wesen als Sprachrohr für ihre Durchsagenbenutzt werden, liegt einzig in der Freiwilligkeit der Medien, die ihren Körper in Trance versetzen, um den Kontakt zu ermöglichen.
    Im Gegensatz zu der Besessenheit bedeutet Ekstase (vom griech: ‘èkstasis): ‘das Aus-sich-Heraustreten’, und meint damit das Entfernen von der Stelle oder auchVerrücktheit und Entzückung. Im klassischen Sinn bezeichnet es zunächst räumliche und körperliche Vorgänge, welche vom normalen Abweichen, wie das im übertragenen Sinn gemeinte ‘Verrückt’ sein. Der Begriff wird bereits im Dionysoskult verwendet und verweist dort bereits auf Veränderung bzw. Ausschaltung des menschlichen Bewusstseinsdurch göttliche Mächte hin.
    Plato (427-348/347 v. Chr.) verwendet den Begriff philosophisch im Sinne enthusiastischer Entrückung (theia mania), welche zur Erkenntnis der Wahrheit führt. Später, nach den hellenistischen Mysterienkulten, wo der Myste die Alltagsgrenzen seines Körpers verlässt,um die Vereinigung mit der Gottheit zu erzielen, sagt Plotin (205-270), dass der Zustand des Ruhens in Gott eher durch Reinigung und Askese erreicht werden kann. Im Neuplatonismus wurde die mystische Ekstase zur Schau des‚Einen Gottes‘ und seiner Erkenntnis.
    Die Ekstase schafft Zugang zu einer anderen Wirklichkeit, einem veränderten Bewusstseinszustand. Dadurch gelingt der Kontakt mit dem Jenseits im Diesseits. Sie wird körperlicherlebt und induziert, z. B. durch rhythmische Stimulation und bestimmte Frequenzen, die die Gehirnwellen beeinflussen. Zusätzlich werden durch das Tanzen Endorphine ausgeschüttet.
    Ein bedeutsamer Aspekt ist die kulturspezifische Wahrnehmung von Geistern. So ist es unwahrscheinlich, dass ein Christ den Göttern primitiver Völker begegnet. Ähnlichesbezieht sich stets auf Ähnliches, anders formuliert: Den Geist der Anderen nehmen wir nicht wahr.
    In der wörtlichen Bedeutung hat Besessenheit durch Einwirkung des Christentums eine negative Bedeutung erlangt. Zur dämonischen Besessenheit später mehr.
    Oft wurde die Besessenheit mit Epilepsie in Verbindung gebracht, und so beginnt ihre Geschichte mit den Beobachtungen von P. Briquet (1796-1881), der sie zuerst als Krankheit bezeichnete,die in einem Fehlverhalten von bestimmten Gehirnbereichen bestehe, welche das emotionale und sensorische Verhalten steuern. Der Nachweis gelang ihm nicht. Außerdem hielt er eine ‚erbliche Disposition‘ fürausschlaggebend.
    Die moderne Definition geht auf J. M. Charcot (1825-1893) und Pierre Janet (1859-1947) zurück. Für deren Schule wird der hysterische Anfall in drei Stadien unterteilt:
    Halluzinationen, organische Störungen und Beeinträchtigungen der Empfindlichkeit; danachfolgt eine Art epileptischer Anfall mit anschließendem Schlaf und anormaler Atmung, und letztlich kam der Betroffene wieder zu Bewusstsein, bewegte seinen Körper, indem er Verrenkungen und Verdrehungen vollführte.
    Zuweilen verlief der Anfall auch anders und so gab man einer Erscheinungsform den Namen ‚dämonischer Anfall‘, weil er Ähnlichkeiten mit den von der Kirche beschriebenenBesessenheitsfällen aufwies. Den Versuch, Fälle dieser Art wissenschaftlich zu untersuchen, machte zuerst T. K. Oesterreich. Sein Werk ‚Die Besessenheit‘ beschreibt eine unglaubliche Anzahl von Fallgeschichten,die bis zum Orakel von Delphi zurückgeht. Er wies der Besessenheit einen Platz zwischen Hysterie und Ekstase zu.

    Mein Weg



    Nachfolgender Text beeinhaltet den sechsten Teil des in der 1. Auflage veröffentlichten Version. In deraktuellen, wesentlich erweiterten 2. Auflage, wurde er komplett überarbeitet. Das Kapiel 'Mein Weg' wurde ich die spätere Neuauflage nicht übernommen.



    Woher bezieht der Mensch seinen Glauben oder das Wissen in Bezug auf eine Sichtweise, dass sie dem wahren Sachverhalt, der Realität, entspricht, angesichts der Vielzahl an Beschreibungen? Für den Menschen ist seine Vergangenheit dafür verantwortlich; sie bedingt ihn.


    Die Lesart des Kosmos bzw. der Realität wandelt in der Folge, mit jedem Jetzt, ihr Erscheinungsbild, wird umfassender und im Kontext des kulturellen Umfeldes neu gefasst. Davon ausgehend entspricht jede Beschreibung der Realität, der Wahrnehmung des 'Ich bin' seiner Zeit und dem kulturellen Umfeld, in dem es lebte oder dem es noch angehört. Mit anderen Worten: Jede Beschreibung der Realität, des Wesens des Kosmos, beinhaltet die in der jeweiligen Zeit zugängliche Wahrnehmung.


    Die Beschreibungen gliedern sich im Allgemeinen in zwei unterschiedliche Bereiche: Der Wissenschaftler beschreibt die Realität, die ihn bedingenden Eigenschaften, und der interessierte Leser interpretiert die Fakten, legt sie seinem Wesen gemäß aus. Damit erhebt sich die Frage: Ist die Beschreibung des die Realität Bedingenden nicht ebenfalls Auslegung? Woher nehmen wir die Gewissheit, dass unser Kosmos diese Eigenschaften besitzt und nicht eine tiefere Ebene existiert, deren Folge das uns als Realität Erscheinende ist? Die Antwort lautet: Diese Gewissheit werden wir – wenn überhaupt – erst in einem späteren Jetzt erlangen. Deshalb muss das 'Ich bin' trotz der Neugier der Vernunft Grenzen anerkennen und das für es Wahrnehmbare auf diesen umgrenzten Bereich beschränken. Alles andere ist Spekulation.


    Am Anfang ist der Kosmos, und die Vergangenheit des 'Ich bin' umfasst das ihm aufgrund der Wahrnehmung zugängliche Wissen: Schriftliche Zeugnisse, kulturelles Umfeld und seine Vergangenheit. Anders formuliert: Ob ich im Zustand der Meditation, der Innenwelt, Wahrnehmungen erfahre oder auf einer Reise in ferne Länder, in der Außenwelt, ist für das 'Ich bin' als Entität im Jetzt grundsätzlich ohne Bedeutung. Beide Wahrnehmungen wirken auf das 'Ich bin' und es geht als gewandelte Entität daraus hervor. Fazit: Welche Wahrnehmungen das 'Ich bin' erfährt, hängt vom oben beschriebenen Kontext ab, ist individuell und deshalb ist ein 'Ich bin' dort blind oder unwissend, wo ein anderes 'Ich bin' von Wahrnehmungen überflutet wird. Die Aussage ist nicht neu, sollte jedoch stets mitgedacht werden, weil es den Weg des 'Ich bin' im Wesen des Kosmos umfasst.


    Betrachten wir jetzt den Weg des 'Eins', der Gattung Mensch, wie er uns in ihren Zeugnissen in die Wahrnehmung tritt, so erscheint er für ein 'Ich bin' unerschöpflich in seiner Vielzahl, um auch nur annähernd, das heißt im Einzelnen wahrgenommen zu werden. Jedoch – wir erinnern uns – es gibt Verknüpfungen zu umfassenderen Einheiten, die eine schnellere und damit umfassendere Übersicht ermöglichen. Die Art der Gliederung, bzw. deren hierarchischer Aufbau zu stets umfassenderen Einheiten, lässt Muster in unsere Wahrnehmung treten, die, wie Friedrich Nietzsche sagte, Ausdruck der 'Wiederkehr des ewig Gleichen' sind, jedoch in komplexerer und damit umfassender Weise. Man wird an Benoit Mandelbrot erinnert, dessen fraktal erscheinende Menge – obwohl sie nur eine Selbstähnlichkeit aufweist, weil es zu Verformungen kommt – uns als deren Visualisierung in Form von Apfelmännchen bekannt ist und die die Wiederkehr des ewig Gleichen als Grundbaustein des Komplexen in besonders leicht verständlicher Weise zum Ausdruck bringt. Damit sind wir dort angelangt, wo 'Mein Weg' seinen Anfang nimmt.


    Über dreißig Jahre beschäftigte mich die Frage: Woher kommt der Mensch und welchen Sinn besitzt sein Dasein? Die Frage ist weder neu noch unbeantwortet. Demzufolge ist 'Mein Weg' ebenfalls nicht neu, höchstens individuell, meiner Vergangenheit entsprechend – wie könnte es anders sein. Weshalb überhaupt 'Mein Weg' als Anhang? Spricht nicht bereits das Gesagte für den zurückgelegten Weg? Ja und nein! Mein Weg ist zum einen Vorgriff auf den zweiten Teil und zum anderen soll er aufzeigen, wie das in dieser Schrift Dargelegte sich aus den Zeugnissen der Menschheit ergibt. Mit anderen Worten: Diese Schrift lässt das Wesen des Kosmos in der Wahrnehmung aufscheinen.


    Am Anfang steht die Neugier. Eltern wissen darum und im Grunde behält jeder Mensch diese Neugier – mehr oder weniger – bei, indem er Fragen stellt und nach Antworten sucht oder seinem 'Ich bin' neue Inhalte in Form von Reisen, Lernen usw. hinzufügt. Der Mensch scheint nicht anders zu können; beständig muss er etwas tun, selbst im Schlaf ruht sein Gehirn nicht. Wie könnte er auch! Unablässig wird er bewirkt, sowohl durch die Außen- als auch die Innenwelt, und jedes Bewirkt-Werden bedingt Wandel.


    Die Frage, weshalb der Mensch ist, trägt in ihrem Gepäck weitere Fragen; nach dem Ursprung des Kosmos und dem Sinn seines Daseins. Die Frage nach dem Ursprung des Kosmos und – in dessen Folge – des Menschen ist mit Abstand die meist gestellte Frage der Menschheit, und die Vielzahl ihrer Beantwortungen beweist, dass sie nahezu unerschöpflich in Bezug auf die Verknüpfung des Wahrgenommenen zu einer komplexen, höheren Einheit ist.


    Damit ist bereits ein gutes Stück von 'Mein Weg' zurückgelegt, bevor mein 'Ich bin' begann, seinen Weg in das Wesen des Kosmos zu prägen.


    Die Vergangenheit weist, unabhängig von jeder Individualität, eine Grenze auf, die nur in Form des 'Warum' überschritten, jedoch nicht beantwortet werden kann und sie bleibt – sei es im Gedächtnis des Menschen oder in Form von Aufzeichnungen, als Gedächtnis der Menschheit – erhalten. Betrachten wir das Gedächtnis der Menschheit explizit, so tritt ein Sachverhalt in unsere Wahrnehmung, in dessen Gefolge das Wesen des Kosmos mehr und mehr aufscheint. Dieser Sachverhalt betrifft die oben angesprochene Grenze und die vielfältige Weise ihrer Beantwortung: Das Eine, Gott, Ei, Quantenfluktuation usw. – sämtliche Zeugnisse reduzieren die Mannigfaltigkeit auf ein anfängliches Ereignis, aus dem entweder ein Einzelnes oder zwei gegensätzliche Prinzipien usw. hervorgingen, die ihrerseits wirkten und das Jetzt in mehreren Schritten hervorbrachten.


    Ziehen wir an dieser Stelle eine kurze Zwischenbilanz, so lässt sich sagen: Es gibt eine Grenze, die unsere Wahrnehmung nicht überschreiten kann, somit ist das uns in der Wahrnehmung zugängliche Wissen beschränkt. Die Grenze markiert der Anfang des Kosmos. Das erste Bewirkt-Werden bleibt uns ebenso verborgen, wie dessen Grund und die Frage: Weshalb ist das Wesen des Kosmos als Einheit Zweiheit? Die Antwort lautet nicht nur für diese Frage: Das Jetzt, wie es in der Wahrnehmung des 'Ich bin' erscheint, führt zu dem Wesen des Kosmos, dessen Eigenschaften diese, von uns wahrgenommene, Realität bedingen.


    Weshalb Zweiheit? Weil das Wirken stets eines Anderen bedarf. Die Einheit des Kosmos ist folglich Zweiheit, und diese Eigenschaft des Kosmos, durchzieht wie ein roter Faden seine Entwicklung bis ins Jetzt.


    Wie ist es mit dem Erhalt der ursprünglichen Entität? Ohne die Vergangenheit würde nur das 'Jetzt' existieren und müsste das, was das 'Ich bin' als Vergangenheit wahrnimmt, als ein Jetzt begreifen, das sowohl den Wandel als auch das ihn Bedingende umfasst. Wie das 'Ich bin' sein Jetzt auch wahrnimmt und interpretiert, die Vergangenheit ist ihm (zumindest teilweise) gegenwärtig und folglich erhält das Wesen des Kosmos seine Vergangenheit. Damit lässt sich im Jetzt aufzeigen, wie das Wesen des Kosmos beschaffen ist.


    Jedes 'Ich bin' wird im Jetzt durch seine Vergangenheit bedingt; es ist ihr Produkt. Die Gründe, weshalb sich ein 'Ich bin' mit Musik, ein anderes mit Archäologie und wiederum ein anderes mit Kosmologie usw. beschäftigt, liegt in dieser individuellen Vergangenheit begründet – Erbgut, kulturelles Umfeld –, und dieser Vergangenheit entsprechend wird die Lesart des Kosmos sein, sofern es sich dafür interessiert. Folglich wird jedes 'Ich bin' das Fragen bezüglich des Wesens des Kosmos, des eigenen Seins oder deren Sinn unterschiedlich, gemäß seinem Wesen, beantworten. Wie gesagt: Jede Lesart des Wesens des Kosmos entspricht ihm, spricht somit die Wahrheit und fördert – wie könnte es anders sein – die Vielzahl an Lesarten, die ihn zu ergründen, zu verstehen suchen.


    'Mein Weg' begann mit Hoimar von Ditfurths Buch 'Im Anfang war der Wasserstoff'; er entzündete damit meine Neugier und begründete die Suche nach dem 'Warum' des Kosmos. Wenn wir an dieser Stelle von Leidenschaften sprechen wollen, dann sind nachfolgende für die vorliegende Abhandlung verantwortlich:


    Kosmologie – die Relativitätstheorien, die Quantenphysik und deren Seltsamkeiten;


    Philosophie – Vorsokratiker, Plotin, Kant, um nur einige zu nennen, die Mythen der Völker und ihre


    Mystik;


    Moderne Wissenschaft – Psychologie, Neurowissenschaft, aber auch Nahtoderlebnisse und die


    Parapsychologie;


    Schriftstellerische Tätigkeit – Romane, Theaterstücke, Sachbücher.


    Friedrich Nietzsche gelangte in der Zeit vor seinem Zusammenbruch zu der Erkenntnis: 'Eigentlich habe ich immer von mir geschrieben'. Mit anderen Worten: Schreiben war und ist Dialog des 'Ich bin' mit dem es Bedingenden. Wie ist das zu verstehen? Beweggrund für eine Arbeit ist entweder eine Idee (Roman) oder eine Thematik (Sachbuch), die, nach mehr oder weniger umfassender Recherche niedergeschrieben wird. Im Vordergrund des Romans steht die Idee, Handlung usw., und ich bin der Überzeugung, dass im Verlauf der Niederschrift bei jedem Autor unbewusste Inhalte einfließen. In welchem Umfang, hängt von der Akribie ab, mit der er die Sätze konstruiert. Dennoch offenbart, sofern man sich die Mühe macht, jeder Roman oder Text Strukturen, die die Vergangenheit ins Licht der Wahrnehmung des 'Ich bin' treten lassen. Betrachten wir in diesem Zusammenhang die Märchen der Völker, ihre Mythen und die daraus erschlossene Mystik, so wird ein Weg erkennbar, wie die Vergangenheit im Jetzt aus dem Dunkel tritt. Diese aufschlussreiche Lesart ist verloren gegangen und wird heute überwiegend von Psychiatern zur Behandlung ihrer Patienten benutzt.


    Bevor mein 'Ich bin' berichtet, wie es seine Lesart des Kosmos gefunden hat, ein paar Worte zu den eigenen Schriften, welche als Auslöser angesehen werden können. Es beginnt – wie fast immer – am Anfang oder in der Jugendzeit, mit Gedichten, Kurzgeschichten oder dem Führen eines Tagebuchs. Zumeist verlieren sich die schriftstellerischen Ambitionen nach der Pubertät, sie werden von anderen Interessen abgelöst. Analysiere ich meine Schriften unter diesem Aspekt, so kristallisieren sich Strukturen heraus, die sich bereits in den ersten Texten finden und im Verlauf der Jahre lediglich präziser gefasst wurden (präziser gefasst bedeutet: Reduktion auf grundlegende Strukturen; das Wesen des Kosmos). Ein Beispiel: Die ersten, tastenden Versuche, geprägt – als Science-Fiction-Fan – von fantastischen Motiven, berichten von einem Helden, der wiedergeboren wird, vielfältige Ebenen erkundet und Wandlung erfährt. Kurz gesagt: Die ersten Romane sind übervoll an mythologischem Material, welches mir zu diesem Zeitpunkt, zumindest nicht im 'Ich bin' als Wahrnehmung, zur Verfügung stand. Wenn ich heute die vielfältigen Ebenen näher betrachte, dann beherbergen sie eine Vielzahl an Wesen, die, wie sie selbst, dem Wandel und damit der Entwicklung unterworfen sind. Ein Teil der Ebenen ging aus den ursprünglichen Ebenen hervor und stets kulminierte die Handlung bzw. die Suche des Helden in der Erkenntnis der Wahrheit. Die Helden selbst sind – Analytiker aufgepasst – kaum mehr als Handlanger eines Prozesses, der ihr Tun bedingt, weil sie Teilhabe an ihm haben.


    Die anfänglichen Ebenen verdichteten sich – unter dem Einfluss der Literatur – zu Strukturen und führten auf zwei Wegen zu einer ersten Erkenntnis, der hier vorgestellten Lesart des Kosmos. In einem späteren Jetzt, das über eine umfassendere Wahrnehmung verfügte, näherten sich die Wege an, verliefen eine Zeit lang parallel, wandelten sich gegenseitig, bis sie in dieser Abhandlung zur Einheit verschmolzen. Versuchen wir einen gerafften Überblick, der zumindest einen kleinen Eindruck davon vermitteln soll, wie das Wesen des Kosmos im 'Ich bin' zur Wahrnehmung gelangte.


    Am Anfang stand stets das Eine, ein Urgrund, der das Sein bedingte. Das Eine, ob Urgrund, Gott oder Prinzip, unterlag selbst der Entwicklung, war vergänglich und es blieb die Erinnerung als eine Vergangenheit. Der Held, als Handlanger des ihm unbekannten Schicksals, war Suchender; unterwegs im Dunkel fremder Länder, die synonym für seine Vergangenheit standen und die er im Bestehen und Überstehen von Kämpfen, erkundete. Der rote Faden ist die Bewusstwerdung des Helden; er ist der Lichtbringer, der die Dunkelheit erhellt, sie in der Wahrnehmung erscheinen lässt. Die Ebenen wandelten sich zu Strukturen, deren Entwicklung zu der des Helden parallel verlief, und die mit der umfassenden Wahrnehmung ihrer selbst zur umfassenden Einheit aufgelöst wurden.


    Zwei Begriffe sind zum Verständnis notwendig:


    'Lebensfeld' – es umfasst das 'Ich bin' in seiner Gesamtheit von der Zeugung bis zum Tod. Es bleibt bestehen und wirkt im Seinsfeld fort.


    'Seinsfeld' – es umfasst den spirituellen Teil des Kosmos, die Lebensfelder des 'Ich bin' sowie die Gesamtheit der Vergangenheit.


    Das Seinsfeld bewahrte somit die Vergangenheit der materiellen Realität wie seine eigene Vergangenheit. Der Unterschied in dieser Sichtweise zur jetzigen liegt in ihrer Getrenntheit. Die materielle Realität ist nicht nur dem Wandel unterworfen, sie ist im Gegensatz zum Seinsfeld vergänglich. Dieses bewahrt nicht nur die Vergangenheit der materiellen Realität– wie eine Festplatte Daten speichert –, sondern es wirkt dort als Entität fort. Mit anderen Worten: Beide – Lebensfeld und Seinsfeld – beeinflussen sich gegenseitig, und der Mensch als 'Ich bin' nimmt beide Realitäten wahr. Neugierigen empfehle ich das Buch 'Meta-Realität und Bewusstsein'.


    Das umfassende 'Gewahrwerden' des Seinsfeldes führte – in einer Art Weckruf – zu einem späteren Jetzt des 'Ich bin' des Autors, zu der in dieser Abhandlung beschriebenen Sichtweise. Materielle und spirituelle Realität mussten aufgrund der Tatsache, dass der Kosmos 'Eins' ist, zwei Seiten derselben Medaille oder Einheit einer Zweiheit sein. Das Seinsfeld symbolisierte de facto bereits das Wesen des Kosmos und die Entwicklung zum 'Ich bin', als Einheit einer Entität, die Ausdruck des Wesens des Kosmos ist, die in ihrer weiteren Entwicklung zum umfassenden Wissen, der vollständigen Wahrnehmung seines Wesens, strebt.


    Der Held, als Handlanger des Schicksals, ist das 'Ich bin', der Lichtbringer, als Beobachter der Vergangenheit, der die Dunkelheit erhellt, indem ihm die Vergangenheit in der Wahrnehmung erscheint. Er hat Teilhabe am Wesen des Kosmos, an dessen Entwicklung; er ist 'Nicht-Eins' und 'Eins' in zweifacher Beziehung und das ist sein Schicksal.


    Die Lesart des Kosmos, wie es die Vergangenheit in meinem 'Ich bin' zur Wahrnehmung bringt, basiert auf Strukturen, die – in umfassendere Einheiten aufgelöst – jenes Tun des 'Ich bin' bedingen, dessen Produkt diese Schrift ist. Welche Vergangenheit und welches Bewirkt-Werden in der Summe explizit den Wandel bedingte, bleibt dem 'Ich bin' größtenteils verborgen. Sein Tun ist stets Ausdruck des Wandels.


    In der Hoffnung, die Entwicklung des hier Gesagten dem Leser zumindest mit 'Mein Weg' ein wenig nähergebracht und damit sein Verständnis in Bezug auf das Wesen des Kosmos erleichtert zu haben, beende ich im 'Jetzt' diese Schrift und überlasse den interessierten Leser seinem 'Ich bin' und dessen Neugier.


    Ende



    In diesem ersten Seminarband von C. G. Jung sind die Kindertraum-Seminare, die er 1936-1941 gehalten hat, vereinigt und mit erläuternden Kommentaren versehen. Auch für den psychologisch nicht besonders vor gebildeten Leser stellt das hiermit zugänglich gemachte Material einen guten Einstieg in die Analytische Psychologie dar, weil in dieser die Trauminterpretation eine zentrale Rolle spielt. Die Beiträge und Diskussionen führen sehr konkret in die Praxis der Jungschen Trauminterpretation ein. Dabei werden die erscheinenden Traumsymbole mittels der Methodik der Amplifikation einzeln erweitert und schließlich zu dem zugrundeliegenden Sinn-Bild vereinigt, das eine therapeutische Wirkung entfaltet. In den Beiträgen der verschiedenen Seminarteilnehmer und in C.G.Jungs Äußerungen wird die Entstehung und Entwicklung von zahlreichen Begriffen der Analytischen Psychologie deutlich, die heute weit über diesen Rahmen hinaus allgemeine Verwendung gefunden haben. Der Leser wird immer wieder feststellen, dass er bei dieser Lektüre nicht eine trockene Theorie konsumiert, sondern dass es sich um die erfahrbare, lebensvolle Wirklichkeit des Kindes und somit des Lebens überhaupt handelt, die wir alle kennen, da dessen Symbole in jedem von uns ebenso wirken.





    Produktinformation

    • Gebundene Ausgabe: 678 Seiten
    • Verlag: Patmos Verlag; Auflage: 1 (11. September 2001)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-13: 978-3530406801

    Seelenwege: Reinkarnation und zukünftige Lebenswege

    Anhand von Fällen aus seiner therapeutischen Praxis der Reinkarnationstherapie stößt der Arzt Dr. Brian Weiss auf die Möglichkeit, Menschen auch in zukünftige Leben zu führen. Er entwickelt eine neuartige Technik der Seelenführung in die Leben, die vor uns liegen könnten, wenn wir bestimmten Verhaltensmustern unserer derzeitigen Existenz weiter folgen würden. Durch die Progression in spätere statt frühere Leben entdeckt die Seele neue Potenziale, sich in der Gegenwart anders zu orientieren, um die karmischen Traumata späterer Existenzen schon jetzt zu vermeiden.


    Produktinformation

    • Taschenbuch: 272 Seiten
    • Verlag: Allegria Taschenbuch (13. April 2010)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-13: 978-3548744964


    Frühe Fassung meiner jetzigen Formulierung. Sie ist ebenso richtig wie meine heutige Sichtweise des Kosmor, wurde jedoch in einer fast - altertümlichen - Weise formuliert.



    In der Werbung heißt es: Wir wissen nicht was dieserfreundliche Herr empfiehlt …, ebenso ergeht es uns in Bezug auf dieAnfangsphase des Kosmos. Doch was kann unser heutiges Wissen über dieEntstehungsphase sagen bzw. welche Zutaten sind oder erscheinen als notwendigfür die Voraussetzung dessen, was wir bisher als frühstmöglichen Wissensstandbetrachten?
    Was den Prozess der Evolution des Kosmos in Gangsetzte, wissen wir nicht und somit entspricht jede Beschreibung der Wahrheit.Ob Gott, eine Stringlandschaft innerhalb derer unser Kosmos geboren wurde oderder Bruch von Unbestimmtheit, der zur ersten Bestimmtheit (Information) führte,dem Sein zugrunde liegt, werden wir nie ergründen können.
    Er begann! Ein Erstes wurde bestimmt und was diesesErste ist, darüber können wir nur spekulieren. Noch immer ist, bis auf dieRückkehr zum Ursprung, alles möglich. Wenn wir diese erste Bestimmung oderInformation als Bruch einer Symmetrie bezeichnen wollen, so lässt sich überdiesen Zustand möglicherweise einiges aussagen, wobei ich die Ansicht vertrete,dass wir von dem Zeitpunkt an dem wissenschaftliche, insbesondere mathematischeTheorien greifen, noch ein gutes Stück entfernt sind.
    Dem Unbestimmten wurde eine Möglichkeit entzogen unddiese für die Unbestimmtheit nicht mehr existierende Möglichkeit, bestand inForm einer Unmöglichkeit, eines Vergangenen, das mehr als den Verlust derUnbestimmtheit, den Zustand der unendlichen Möglichkeiten, bedeutete. Das Jetztbesaß nicht nur ein Vergangenes, sondern darüber hinaus ein Zukünftiges. DasVergangene (Information) bedingt das Zukünftige. Daraus folgt, in Anbetracht unseresDaseins, dass die erste Bestimmung des Unbestimmten kein singuläres Ereignisdarstellte – sonst gäbe es uns ja nicht – sondern einen Prozess in Gang setzte,der aus Sicht des 'Ich bin' nur zwei Voraussetzungen erfüllen musste, um dieuns bekannte Evolution des Kosmos hervorzubringen.
    Postulat 1: Wirken bedingt Wandel und ein Gewandeltes.
    Die Bestimmung der Unbestimmtheit (Ursache) bewirkteden ursprünglichen Wandel (Wirkung) und bedingte ein Gewandeltes (das Jetzt imGegensatz zum Vergangenen).
    Postulat 2: Das Gewandelte ist die Einheit vonBewirkt-Werden und des sie bedingenden Vergangenen.
    Betrachten wir die Aussage zu einem späterenZeitpunkt, so besagt sie: Dass das Gewandelte (Entität im Jetzt) die Einheiteines Bewirkt-Werdens (Reiz, Gedanke) und des die Einheit bedingendenVergangenen. Beispiel: Ein Regentropfen fällt auf meine Hand, die ich daraufzurückziehe. Der Regentropfen (Bewirkt-Werden) trifft meine Hand und aufgrundmeiner Erfahrung (Vergangenes) ziehe ich meine Hand zurück (Gewandeltes).
    Das erste Bewirkt-Werden entzieht sich unsererErkenntnis. Es entführte der Unbestimmtheit einen Freiheitsgrad und bedingteein Jetzt, das sich vom vorhergehenden Zustand unterschied. Jetzt gab es keinenunbestimmten Zustand mehr, sondern ein Jetzt und dazu ein Vergangenes, nämlichden Zustand der Unbestimmtheit, der unendlichen Möglichkeiten.
    Weshalb blieb es nicht bei dieser einen Bestimmungoder weshalb kehrte der frühe Kosmos nicht in die Unbestimmtheit zurück? Fragenwie diese lassen sich derzeit nicht mit letzter Bestimmtheit beantworten, außermit wissenschaftlichen Theorien, deren Gültigkeit in dieser frühesten Phase desKosmos bezweifelt werden kann.
    Die erste Bestimmung bedingte ein Jetzt und einVergangenes. Dieser Aspekt ist für die gesamte Evolution des Kosmos vonelementarer Bedeutung und beinhaltet eventuell auch die Antwort, weshalb derKosmos evolvierte und nicht ins Ursprüngliche zurücksank.
    Dieser aus der ersten Bestimmung hervorgegangeneZustand spaltete die 'Realität' nicht nur in ein Jetzt und dessen Vergangenes,sondern manifestierte sich als dualer Aspekt der Realität. Dieser duale Aspektder Realität besteht zum einen aus der Information und zum anderen aus demBestimmten, das sie bestimmt bzw. in codierter Form klassifiziert. Da wir dieEvolution des Kosmos aus Sicht des 'Ich bin' beschreiben, werden wir für denRest dieser Arbeit die Begriffe materielle Realität für das Bestimmte und spirituelleRealität für die Information verwenden.
    Wie müssen wir uns den dualen Aspekt vorstellen? DasUnbestimmte, im Gegensatz zum Einen zu Plotin das alles (Ideen) enthält,besteht das Unbestimmte, der Urgrund, nichts außer einer Anzahl unendlicher Möglichkeitenzur Verwirklichung. Noch einmal: Was immer das Unbestimmte ist, ob String oderdarunter liegende Ebenen existieren, mit noch exoterischen Bestandteilen, siewaren insofern unbestimmt, das sie unendlich viele Möglichkeiten besaßen, umund in beliebiger Form in das Bestimmte, sprich die Realität zu treten. EinString ist ja bereits ein Bestimmtes, insofern – vergleichen wir ihn mit einemLego-Stein – er allein aufgrund seiner Beschaffenheit – seiner Bestimmtheit –Einschränkungen unterliegt. Mit anderen Worten: Aufgrund seiner Bestimmtheit –viele Freiheitsgrade wurden in Information gewandelt – ist er in seinenMöglichkeiten beschränkt.

    Nachfolgender Text beeinhaltet den vierten Teil des in der 1. Auflage veröffentlichten Version. In deraktuellen, wesentlich erweiterten 2. Auflage, wurde er komplett überarbeitet.


    Ausblick:



    Der Kosmos strebt zum 'umfassenden Wissen'. Mit anderen Worten: Er erreicht, indem er sich in der Wahrnehmung vollständig seines Wesens bewusst wird, ein Jetzt, das für das 'Ich bin' eine weitere Grenze markiert. Jedes spätere Jetzt wäre Spekulation.


    Die Entität 'Mensch' hat als 'Ich bin' Teilhabe an der Mannigfaltigkeit, der sie als Nicht-Eins angehört, und hat mit ihr als Einheit der Mannigfaltigkeit, der Entität 'Gattung Mensch', Teilhabe an der ihr im Jetzt größtenteils verborgenen, umfassenderen Realität. Die Vergangenheit, die Entwicklung des Kosmos, des Lebens auf der Erde, ist dafür Beweis genug, und drehen wir die Schraube weiter in Richtung Zukunft, dann sehen wir die Entität des 'Ich bin' (Mensch), deren Mannigfaltigkeit 'Gattung Mensch', und betrachten wir diese Mannigfaltigkeit als Entität, so strebt auch dieser Pfad, wie das ihn Bedingende, zur Mannigfaltigkeit. Verdeutlichen wir uns die Aussage an einem Beispiel: Der Mensch steht im gleichen Verhältnis zur Gattung Mensch, wie ein Neuron zum Gehirn, und die Gattung Mensch ist im Wesen des Kosmos das Neuron einer ihm bisher verborgenen umfassenderen Entität.


    Der Kreislauf von Bewirkt-Werden, Wandel und dem Gewandelten, als aus diesem Kreislauf resultierende Einheit, die zur Entwicklung des Gewandelten als Entität führt, wird sich bis zu der bezeichneten Grenze fortsetzen. Friedrich Nietzsches 'Wiederkehr des ewig Gleichen' beschreibt den Kreislauf, nur übersah er dabei, dass sein ewig Gleiches in komplexerer Weise wiederkehrt. Bezieht man seine Erkenntnis auf das Ursprüngliche, das in der Vergangenheit des Gewandelten als ewig Gleiches wiederkehrt, dann sah er lediglich zu kurz.


    Welcher Ausblick in die Zukunft ist zulässig, ohne 'wilde' Spekulation oder 'Ich bin'-Interpretation? Jeder Blick in die Zukunft ist Spekulation und mit jedem zukünftigen Blick verlassen wir mehr und mehr den sicheren Boden. David Hume9 lehrte uns zudem, dass die Kontinuität der Vergangenheit keine Gewähr für ihre Fortsetzung in der Zukunft ist. Zudem basiert jede Beschreibung des Kosmos auf der Wahrnehmung eines 'Ich bin', ist somit individuell, folglich Interpretation. Selbst 'Die Theorie für alles' in der Physik ist Interpretation des Kosmos, die in der Sprache der Mathematik das Grundlegende seines Wesens, die ihn konstituierenden Eigenschaften, zu beschreiben versucht, aufgrund derer die Entwicklung folgt, der wir uns als 'Ich bin' gegenübersehen. Die Suche nach dem Sinn, dem 'Warum' des Kosmos kann im Jetzt ebenso wenig beantwortet werden wie Fragen, die sich mit seiner zukünftigen Entwicklung beschäftigen. Der Endpunkt ist 'umfassendes Wissen', der, bedingt durch den letzten möglichen Wandel, das Wesen des Kosmos umfassend in die Wahrnehmung treten lässt. Ob diese umfassende Wahrnehmung überhaupt erreicht werden kann, liegt im Dunkel der Zukunft verborgen. Betrachten wir dazu das Jetzt des 'Ich bin', so wie es ihm in der Wahrnehmung erscheint, dann umfasst dieses Jetzt eine Vergangenheit und dies würde in Bezug auf den Kosmos bedeuten: Es gibt ein 'Jetzt' nach dem letzten Wandel zur umfassenden Wahrnehmung, dem umfassenden Wissen. Oder markiert erst dieses 'Jetzt' den Endpunkt? Andererseits ist es vorstellbar, dass der Kosmos zu keiner Zeit diesen Endpunkt erreicht, weil er Opfer seines eigenen Wesens wird, seines Strebens in die Mannigfaltigkeit, dem die bewusste Wahrnehmung stets hinterherhinkt.


    Die Mannigfaltigkeit des Kosmos bedingt eine Vielzahl an Wahrnehmungen und Beschreibungen seines Wesens, und wenn wir diese Aussage präziser fassen, so verfügt jedes 'Ich bin' über seine individuelle Sichtweise (Interpretation), die durch seine Vergangenheit bedingt ist. Die Komplexität des 'Ich bin' ist eine unerschöpfliche Quelle; dies im positiven Sinn. Sie mehrt die Mannigfaltigkeit des Kosmos auf eine neue Weise, fügt ihr eine weitere Dimension hinzu.


    Das 'Ich bin', so dachte ich früher (Anhang 'Mein Weg'), umfasst in der materiellen Realität den Körper und in der spirituellen Realität sein Lebensfeld. Unter Lebensfeld verstand ich sein umfassendes Dasein, von der Geburt bis zum Tod, vom einzelnen Gedanken – bewusst oder unbewusst – bis zu seinem Tun als Entität. Nach seinem Tod, dem Endpunkt als materielle Entität, existiert die Entität ohne das 'Ich bin' nicht nur weiter, sondern sie wirkt auf das Andere und kann von diesem bewirkt werden. Ein Trugschluss, wie sich bald zeigen sollte, aufgrund der begrenzten Wahrnehmung des 'Ich bin', das die Zweiheit des Kosmos nicht zur Einheit auflösen kann. Der Kreislauf von Bewirkt-Werden, Wandel und dem Gewandelten, als aus diesem Kreislauf resultierende Einheit, die zur Entwicklung des Gewandelten als Entität führt, umfasst sowohl die materielle als auch die spirituelle Realität, und der Wandel zum Tod des 'Ich bin' in der materiellen Realität bezeugt zum einen seine begrenzte Wahrnehmung und zum anderen, als Ausdruck dieses Mangels, die Beschreibung eines Jenseits, das hinter dieser materiellen Realität besteht oder in diese eingefaltet ist, und in der das 'Ich bin', in welcher Weise auch immer, fortexistiert.


    Das einzige Kriterium des Kosmos ist in seinem Wesen begründet und bedingt den Erhalt der ursprünglichen Entität. Daraus folgt für das 'Ich bin': Es bleibt als ursprüngliche Entität – in der es umfassenden Entität (Wesen des Kosmos) – als dessen Vergangenheit erhalten. Der Tod des 'Ich bin', seine infolge der Wahrnehmung materielle Vergänglichkeit, ist nicht mehr als ein Wandel, ein Tun der Entität. Die Frage in Bezug auf den Erhalt der ursprünglichen Entität stellt sich dabei nicht, und wer das Wesen des Kosmos auf die spirituelle Realität oder, in der Sprache der Physik, auf Energie reduziert, der unterliegt dem bereits angesprochenen Trugschluss. Was lässt sich nun im Weiteren über die Entwicklung des Kosmos aussagen?


    Zu Beginn habe ich es folgendermaßen formuliert: Betrachten wir die Entität 'Mensch', deren Mannigfaltigkeit 'Gattung Mensch' und diese Mannigfaltigkeit wiederum als Entität, so strebt auch dieser Pfad, wie das ihn Bedingende, zur Mannigfaltigkeit. Natürlich basiert diese Aussage auf Spekulation, einer Art Hochrechnung des 'Jetzt' bzw. der uns gegenwärtig bewussten Vergangenheit. Der bekannte Einwand – von David Hume, mit seinem Beispiel des Freundes in Frankreich, der früher bereits in Frankreich war, Briefe an uns schrieb und wir deshalb, aufgrund der Vergangenheit, auch im Jetzt darauf schließen, dass der gerade eingetroffene Brief des Freundes aus Frankreich bezeugt, dass er wirklich dort ist – soll aufzeigen, wie das 'Ich bin' aus der Vergangenheit das Jetzt erschließt. Die Vergangenheit des 'Ich bin' bedingt das 'Jetzt' und – obwohl natürlich ein Anderer den Brief in Frankreich aufgegeben haben könnte – begründet die Vergangenheit diese Sichtweise. Begründete Zweifel oder Ahnungen, die dem 'Ich bin' zu einem späteren Jetzt in die Wahrnehmung treten, fußen auf einem umfassenderen Wissen und bedingen dementsprechend ein gewandeltes 'Ich bin' und Jetzt.


    Grundsätzlich haben wir keinen Grund, der Vergangenheit bzw. der von ihm im Jetzt bedingten Wahrnehmung des 'Ich bin' zu misstrauen. Weshalb auch? Der Freund kann uns – aus welchen Gründen auch immer – täuschen, das Wesen des Kosmos nicht; es wandelt und entwickelt sich gemäß seinem Wesen. Gut und böse, Täuschungen oder Lügen usw. sind Begriffe des 'Ich bin' und gründen auf Kriterien, die ihm größtenteils verborgen sind und die stets den Erhalt der ursprünglichen Entitäten bedingen, auch wenn das 'Ich bin' zum Selbstmord befähigt ist und demnach obige Prämisse falsch erscheint. Sie ist es übrigens nicht, und weshalb das 'Ich bin' entgegen dieser Prämisse handeln kann, werde ich im zweiten Teil aufzeigen.


    Die Vergangenheit bedingt das 'Jetzt'. Es umfasst für das 'Ich bin' ein nur begrenzt zugängliches Wissen. Beispiel: Der Mensch besitzt in Form von Genen das Erbgut seiner Eltern und er begleitet über Jahrzehnte ihren Lebensweg, trotzdem ist sein Wissen über sie begrenzt, also nicht umfassend. Die Wahrnehmung des 'Ich bin' entgrenzt sozusagen mit jedem Jetzt das ihm zugängliche Wissen, indem es ihn in Form von Begriffen (Sprache und Schrift) das Wesen des Kosmos umfassender wahrnehmen lässt. Diese umfassendere Wahrnehmung der Vergangenheit beweist das oben Gesagte und lässt demnach einen Ausblick in die weitere Entwicklung des Kosmos zu.


    Noch einmal: Der Mensch steht im gleichen Verhältnis zur Menschheit, wie ein Neuron zum Gehirn und die Menschheit ist im Wesen des Kosmos das Neuron einer ihm bisher verborgenen umfassenden Entität. Diesem Pfad folgt die Entwicklung des Kosmos.


    Beliebig lässt sich der Pfad – wie wir gesagt haben – nicht fortsetzen. Mit dem letzten Wandel wird das Wissen des Kosmos zum 'umfassenden Wissen'. Dieser Endpunkt markiert eine ebenso unüberwindliche Grenze wie der Anfang des Kosmos.


    Jedes 'Mehr' in Bezug auf die Entwicklung des Kosmos bezeugt die Vorstellungskraft des 'Ich bin' und führt, außer zu stets gewagteren Spekulationen, nur zu möglichen Szenarien mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten. Davon gibt es bereits ausreichend Zeugnisse, und die Zukunft wird, entsprechend dem Verhältnis von Mannigfaltigkeit und der durch sie bedingten Beschleunigung, eine Flut an neuen, umfassenderen und mitunter interessanten Schriften hervorbringen.


    Wir wollen uns daran nicht oder zumindest nicht an dieser Stelle beteiligen, deshalb endet diese Abhandlung im 'Jetzt' und überlässt dem 'Ich bin' des Lesers das Spekulieren.


    Fortsetzung folgt:

    Ursprungsgeschichte des Bewusstseins Taschenbuch – 1995 von Erich Neumann.


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    • Sprache: Deutsch
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    • Sprache: Deutsch
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    • Verlag: Suhrkamp Verlag (1963)
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    Nachfolgender Text beeinhaltet denzweiten Teil des in der 1. Auflage veröffentlichten Version. In deraktuellen, wesentlich erweiterten 2. Auflage, wurde er komplettüberarbeitet.

    Das Wesen des Kosmos III
    Das 'Ich bin'


    Die Komplexität des Themas erfordert es – wie bereits zuvor –, mehrere Pfade gleichzeitig zu beschreiten. Die Bewusstwerdung des 'Ich bin' wird als Krone der Schöpfung bezeichnet, weil sie das Wunderwerk des Kosmos aus der Dunkelheit ins Licht der bewussten Wahrnehmung rückt. Die Beschreibung erinnert an die alten Schöpfungsmythen oder, um wieder einmal die Physik zu bemühen, an den Zeitpunkt, als der Kosmos lichtdurchlässig wurde. Kein 'Ich bin' bestreitet, dass Wahrnehmung bereits vor der bewussten Wahrnehmung existierte; sie war – und ist es größtenteils noch – dem 'Ich bin' als bewusste Wahrnehmung nur bedingt zugänglich. Obwohl wir im Jetzt über tief greifende Kenntnisse der Wahrnehmung verfügen, nicht nur in Bezug auf das 'Ich bin' und dessen Entwicklung, die uns in Form von Sprache zugänglich ist bzw. als bewusste Wahrnehmung erscheint, ist unser Wissen eng begrenzt.


    Zu Beginn dieser Schrift habe ich gesagt: Der Leser, welcher auf der Münze das 'Ich bin' verorten will, sollte ein beliebiges Atom auf der materiellen, nahe der spirituellen, Seite dazu bestimmen. Die begrenzte Wahrnehmung des 'Ich bin' führt zu dem Trugschluss, dass die Entwicklung des Kosmos nicht als umfassende Einheit erfahren wird, sondern als materielle Entität, die im Verlauf ihrer Entwicklung ein Bewusstsein ihres Selbst erwarb, folglich auch spiritueller Natur ist, im Gegensatz zu der das 'Ich bin' umgebenden Mannigfaltigkeit des Kosmos. Umfassendere Sichtweisen wie die von Pierre Teilhard de Chardin6 werden im Allgemeinen dem religiösen oder esoterischen Bereich zugeordnet, weil das westliche, physikalisch geprägte Weltbild einen anderen Pfad der Beschreibung des Wesens des Kosmos eingeschlagen hat.


    Pierre Teilhard de Chardin sagte: 'Nur dann, wenn eine Entität in physischer Hinsicht ausreichend komplex ist, kann auch die korrespondierende geistige Seite komplexe Züge annehmen. Ein Atom etwa ist nicht ausreichend komplex, um ein Bewusstsein zu haben. Ein Lebewesen wie der Mensch hat jedoch eine ausreichend komplexe Anordnung des Physischen, sodass die korrespondierende geistige Anordnung ein bewusstes Erleben aufweist.' Die komplexe Entität ist das 'Ich bin'. Die Komplexität der Entität, als deren Einheit das 'Ich bin' erscheint, bedingt zahlreiche Modelle zur Erklärung des Bewusstseins, deren Mannigfaltigkeit in der begrenzten Wahrnehmung begründet ist. Das 'Ich bin' will wissen, woher es kommt, weshalb es ist, es so ist und nicht anders; es will Licht ins Dunkel seiner Vergangenheit bringen. Mit jedem Jetzt wird der Bereich, der vom Licht des Bewusstseins erhellt wird, für das 'Ich bin' umfassender.


    Wie stellen wir uns das 'Ich bin' vor? Das 'Ich bin' besitzt Vergangenheit – das es Bedingende – und damit Entwicklung; es ist eine komplexe Entität. Als 'Ich bin' ist es Einheit einer Entität von Körper und Geist oder in der bisher verwendeten Begrifflichkeit: Es ist sich seiner Entität bewusste Einheit der Zweiheit von materieller und spiritueller Realität. Die Vergangenheit bedingt das 'Ich bin', ist dessen umfassendes Wissen, das dem 'Ich bin' nur teilweise als Wahrnehmung zur Verfügung steht, und es besitzt Kenntnis von der Begrenzung seiner Wahrnehmung.


    Das 'Ich bin' ist aufgrund der Kontinuität, mit der es an seine Vergangenheit geknüpft ist; es erfährt sich als die (seine) Vergangenheit umfassende Einheit. Nun besitzt ein Stein oder ein Tier ebenfalls seine Vergangenheit und verfügt trotzdem nicht über ein 'Ich bin'. Das 'Ich bin' ist folglich auf andere Weise in den Kreislauf von Bewirkt-Werden, Wandel und der Einheit des Gewandelten involviert. Es ist der Beobachter einer Entität, dessen vielfältigem Wandel, dem es in der Innen- wie der Außenwelt aufgrund des Bewirkt-Werdens unterliegt. Mit anderen Worten: Die Entwicklung zum Komplexen und Höheren bedingt eine umfassendere Wahrnehmung. Das 'Ich bin' Bedingende scheint im Licht des Bewusstseins aus dem Dunkel der Vergangenheit auf. Der Kreislauf des Wandels ist sichtbar geworden und wird beobachtet.


    Wie der Kosmos die Einheit der Zweiheit ist, so ist das 'Ich bin' Einheit einer Entität, der Beobachter seiner selbst und des Wesens des Kosmos. Bewusstsein ist folglich: Wahrnehmung des Wandels als Entität, des 'Ich bin' als dessen Einheit von materieller und spiritueller Realität oder von Körper und Geist der Entität. Der Wandel als Entität umfasst zugleich die Einheit von materieller und spiritueller Realität, aufgrund des Wesens des Kosmos und bedingt als neue Einheit eine Entität, die nicht nur eine komplexere Vergangenheit besitzt, sondern zudem über eine umfassendere Wahrnehmung verfügt. Die Entität erfährt sich mit zunehmender Komplexität und der mit ihr korrelierten umfassenderen Wahrnehmung, sowohl in Bezug auf die materielle und spirituelle Realität als auch auf seine Vergangenheit, als Entität. Im Jetzt verknüpft die Entität aufgrund eines Bewirkt-Werdens das sie Bedingende zu einer neuen Einheit, die ihr in Form von Kontinuität der Vergangenheit Dauer und Individualität einprägt. Mit fortschreitender Entwicklung strebt dieser Prozess zum 'Ich bin' als Begriff für die Einheit der Entität. Der Prozess selbst – die Verknüpfung des ihn Bedingenden mit dem Bewirkt-Werden – liegt im Wesen des Wandels begründet, in dessen einfachster Form. Mit zunehmender Komplexität wird der im Jetzt durch ein Bewirkt-Werden bedingte Wandel zu stets umfassenderen Einheiten verknüpft.


    Die Einheit des Kosmos als Zweiheit bedingt in der Wahrnehmung des 'Ich bin' zwei Pfade: materielle und spirituelle Realität oder synonym dafür Materie und Energie, Körper und Geist. Das Jetzt der Entität ist Ausdruck der Einheit, die sich aus seiner Vergangenheit und einem Bewirkt-Werden ergibt; wobei das Bewirkt-Werden auch durch eine komplexe Entität bedingt werden kann. Die neue Entität im Jetzt ist für das 'Ich bin' stets umfassender als ihr Vorausgegangenes, wie es ihr in der Wahrnehmung erscheint. Daraus folgt: Erst in der Einheit des Jetzt erfährt die neue Entität in der Wahrnehmung ihre umfassendere Vergangenheit, die sie im Jetzt bedingt.


    Noch einmal: Die Entität wandelt sich aufgrund eines Bewirkt-Werdens gemäß ihrer Vergangenheit, wobei die Vergangenheit mit ihrem umfassenden Wissen korreliert ist. Umfassendes Wissen – siehe oben – bedingt genau einen möglichen Wandel für die Entität. Für weniger komplexe Entitäten ist das evident, doch in Bezug auf das 'Ich bin' scheint dieser Sachverhalt, zumindest in dieser Weise, nicht mehr zutreffend zu sein.


    Der Grund ist: Die Entität wirkt als Einheit (Mensch, Tier usw.). Nun ist jede Entität zugleich Einheit und Teil einer umfassenderen Entität usw. Mit zunehmender Komplexität umfasst die Entität als Einheit folglich eine Mannigfaltigkeit von Entitäten. Anders formuliert: Komplexe Entitäten werden zum Zeitpunkt des Jetzt auf vielfältige Weise bewirkt. Zum einen durch die Mannigfaltigkeit des Bewirkt-Werdens der sie bedingenden Vergangenheit (Innenwelt) und zum anderen durch das vielfältige Bewirkt-Werden durch das Andere (Außenwelt). Jedes Bewirkt-Werden bedingt den einzig möglichen Wandel und das Gewandelte als daraus resultierende neue Einheit.


    Die Verknüpfung von Entitäten führt zu umfassenderem Wissen und die schnelle Zunahme des Wissens wird für die Entität im Fortgang ihrer Entwicklung zum Problem. Die komplexe Entität muss sich als umfassende Einheit im Jetzt als Entität wandeln. Ihre Komplexität verzögert mit zunehmender Entwicklung den Wandel als Entität in Bezug auf die Außenwelt (sie verharrt oder gefriert, bis die Vergangenheit den Wandel bedingt), oder das Jetzt zwingt die Entität zum Wandel, sodass nur eine begrenzte Vergangenheit den Wandel im Jetzt bedingt. Mit anderen Worten: Die Komplexität der Entität reduziert das den Wandel im Jetzt Bedingende. Die Entität wandelt sich infolgedessen nur bedingt ihrer Vergangenheit bzw. ihrem Wesen gemäß. Die Bedingung des umfassenden Wissens, das den einzig möglichen Wandel der Entität bedingt, ist somit nicht mehr gegeben und es scheint, als vollziehe die Entität den Wandel dadurch mit zufälliger Beliebigkeit. Dies ist jedoch nicht der Fall, wie Paragraf elf besagt: Das umfassende Wissen bezeichnet den Pool an Wissen, der infolge eines Bewirkt-Werdens den einzig zulässigen Wandel der Entität bedingt. Die komplexe Entität wandelt sich demzufolge im Jetzt, stets im Einklang mit dem Wesen des Kosmos.


    Welche Pfade die komplexe Entität nahm und in Zukunft nimmt, bzw. welche Kriterien, außer dem Erhalt des Ursprünglichen, der Entität selbst, den Pool für das umfassende Wissen bilden, das im Jetzt den Wandel der Entität in der Außenwelt bedingt, kann in dieser Schrift ebenso wenig erörtert werden, wie die Folgerungen aus dem Gesagten.


    Die komplexe Entität kann, wie wir gesehen haben, ihre Vergangenheit im Jetzt nie umfassend wahrnehmen. In Bezug auf die Entität des 'Ich bin' bedeutet dieser Sachverhalt: Das den Wandel im Jetzt Bedingende ist dem 'Ich bin' aufgrund seiner Komplexität nie umfassend in der Wahrnehmung gegeben. Das 'Ich bin' ist – siehe oben – die Entität einer Einheit im Jetzt, die zum einen durch ihre Vergangenheit (Innenwelt) und zum anderen durch das Andere (Außenwelt) bewirkt und zum Wandel in vielfältiger Weise gezwungen wird. Die Komplexität des Wandlungsgeschehens kann im Gegensatz zur Innenwelt (parallel verlaufende Prozesse), im Jetzt der Außenwelt stets nur einen Wandel bedingen.


    Des Weiteren existiert das 'Ich bin' stets im Jetzt und ist dadurch die Einheit einer Vergangenheit, die als 'Ich bin' – Entität – die Vergangenheit des 'Ich bin' im Jetzt bedingt. Für das 'Ich bin' als Entität folgt daraus: Das den Wandel im Jetzt Bedingende bleibt dem 'Ich bin' verborgen, bzw. erscheint ihm zu einem späteren Jetzt in der Wahrnehmung. Und: Das den Wandel Bedingende ist dem 'Ich bin' nur in Bezug auf die das 'Ich bin' konstituierende Vergangenheit möglich, soweit sie ihm in der Wahrnehmung im Jetzt zugänglich ist.


    Wenn deshalb das 'Ich bin' sagt: 'Aus diesem Grund habe ich so gehandelt', so ist dies ein Trugschluss, der in der Wahrnehmung der Entität des 'Ich bin' begründet ist und erst mit dem 'Ich bin' überhaupt ins Licht der Betrachtung gelangte.


    Für das 'Ich bin' umfasst die zugängliche Wahrnehmung nur die 'Ich bin'-Entitäten seiner Vergangenheit. Diese Vergangenheit umfasst das 'Ich bin' Bedingende und die Vergangenheit der Mannigfaltigkeit (Gattung), der es als Nicht-Eins zugehört. Die Wahrnehmung des Eins, der Mannigfaltigkeit, ist umfassender als die des Nicht-Eins. Diese Vergangenheit ist für das Nicht-Eins wie das Eins stets wahrnehmbar. Die Wahrnehmung des 'Ich bin' kann folglich – aufgrund der Verknüpfung des 'Ich bin' zu neuen Einheiten – theoretisch die Vergangenheit des Kosmos umfassen.


    Bewusstsein wird oft mit einem Spot verglichen, dessen Lichtkegel die Arbeit des Gehirns ins bewusste Gedächtnis hebt. Das 'Ich bin' im Jetzt würde demnach eine Reihe früherer 'Ich bin' – Entitäten zu einer neuen, umfassenderen 'Ich bin'-Einheit verknüpfen. Erinnern wir uns der unterschiedlichen Definitionen des Jetzt, so bedingt das Bewusstsein ein umfangreicheres Jetzt. Mit anderen Worten: Es ist von größerer Dauer und ermöglicht dem 'Ich bin' im Jetzt eine umfassendere Wahrnehmung. Die Wahrnehmung des 'Ich bin' wird durch dessen Komplexität bedingt und führte bereits mit Beginn des Kreislaufs dazu, die Einheit der gewandelten Entität als wiedererkennbare Struktur mit der Vergangenheit zu verknüpfen.


    Für das 'Ich bin' ist der Begriff, die Sprache, Ausdruck der Codierung. Damit ist nichts über das 'Ich bin' als umfassende Entität ausgesagt. Codierung befähigt die Entität schneller auf das Bewirkt-Werden mit Wandel zu reagieren und erhöht dadurch die Chance seines Erhalts. Mit welcher Geschwindigkeit dieser Kreislauf in der Realität abläuft, dazu fehlt uns im Jetzt das Wissen. Da er uns bisher verborgen geblieben ist, führt dies zu der Vermutung, dass seine Periode nur von kurzer Dauer sein kann. Das 'Ich bin' nimmt die Dauer der Wahrnehmung im Jetzt als Einheit einer Reihe von 'Ich bin'-Entitäten, seiner Vergangenheit, wahr. Damit beobachtet das 'Ich bin' sich selbst als Entität bei ihrem vielfältigen Wandlungsgeschehen, und es verfügt über keine Wahrnehmung (Kenntnis), weshalb dieser Begriff oder diese Reihe von Begriffen in seinem Bewusstsein erscheint. Sein Wissen im Jetzt darüber ist bereits Einheit eines späteren Jetzt, bedingt durch das im Nachhinein umfassendere Wissen, das dieses Wandlungsgeschehen in der Innenwelt (Denken), oder das Tun in der Außenwelt (Handlung) bedingte.


    Bevor wir einen Ausblick in die Zukunft des 'Ich bin' in Bezug auf seine Teilhabe am Wesen des Kosmos werfen, ein letzter Blick auf das 'Ich bin'. Dazu wenden wir uns, in aller Kürze, dem Problem von Körper und Geist zu, wie es sich dem 'Ich bin' im Jetzt stellt.


    Die Einheit des Kosmos ist Zweiheit – materielle und spirituelle Realität. Das 'Ich bin' als Einheit einer Entität nimmt das Wesen des Kosmos in der Wahrnehmung stets als Zweiheit, als zwei getrennte Pfade wahr. Weshalb das 'Ich bin' die Zweiheit des Kosmos nicht zur Einheit auflösen kann, liegt bisher im Dunkel der Vergangenheit. Dies bedingte in der Entwicklung des 'Ich bin' als Entität die Sichtweise der getrennt verlaufenden Pfade von Körper und Geist. Die materielle Realität verfügt – in der Wahrnehmung des 'Ich bin' – über ein wesentlich umfangreicheres Wissen, im Gegensatz zur spirituellen Realität, die bisher, wie es scheint, eher ein Schattendasein führte. Der Grund für das unterschiedliche Wissen liegt in der Wahrnehmung bzw. in der Vergangenheit des 'Ich bin' begründet; die materielle Realität umfasst in der Wahrnehmung des 'Ich bin' im Jetzt nahezu seine gesamte Vergangenheit, die spirituelle Realität umschließt dagegen einen geradezu verschwindend kleinen Teil. Diese Diskrepanz in der Wahrnehmung bedingt die materielle Sichtweise des heutigen 'Ich bin' als Entität, sowohl in Bezug auf sich selbst als auch auf das Wesen des Kosmos. Das Spirituelle, der Geist, ist für das 'Ich bin' somit ein Spätes, von der Entwicklung der Entität hervorgebrachtes Neues.


    Jede Sichtweise in Bezug auf das Wesen des Kosmos, dessen Anfang, Entwicklung und Zukunft, wird durch sein Wesen bedingt und legt Zeugnis dafür ab, dass die Entität in die Mannigfaltigkeit, das Einfache zum Komplexen und das Niedere zum Höheren strebt. Jede Betrachtung der Vergangenheit mehrt die Mannigfaltigkeit. Nicht der Begriff der Wahrheit des 'Ich bin' ist für das Wesen des Kosmos von Bedeutung – obwohl der Begriff 'Bedeutung' ebenso falsch ist wie irreführend, weil er wertend ist – sondern nur der Fortgang der Entwicklung.


    Das 'Ich bin' wird durch die Komplexität seiner Vergangenheit bedingt, die eine zunehmend umfassendere Wahrnehmung des 'Ich bin' bedingt. Die Entität, die dem 'Ich bin' als Symbiose von Körper und Geist, als Einheit zur Verfügung steht, bedingt durch die begrenzte Wahrnehmung des 'Ich bin' seine in der materiellen Realität begründete Vergänglichkeit. Der Mangel, die Zweiheit des Kosmos zur Einheit aufzulösen, bedingt nicht nur diesen Trugschluss, sondern führt im Weiteren zum Problem der Qualia, mit deren kurzer Beleuchtung dieses Kapitel abgeschlossen wird.


    Was sind Qualia? Sie sind der subjektive Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes. Mit anderen Worten: Das Bewirkt-Werden des 'Ich bin' und der dadurch bedingte Wandel, der in der daraus resultierenden Einheit und als gewandeltes Wirken zum Ausdruck gelangt, tritt dem 'Ich bin' in unterschiedlicher Weise in die Wahrnehmung. Nähern wir uns dem vermeintlichen Problem zuerst über die Begriffe, mit denen es formuliert wird.


    'Subjekt': Das 'Ich bin' zum Zeitpunkt des Jetzt, als Folge der Entwicklung, die durch seine Vergangenheit bedingt wird.


    'Erlebnisgehalt': Frieren, Hungern oder das Sehen der Farbe Rot, und die damit verbundenen frühere Wahrnehmungen, in Form von Emotionen, Assoziationen usw.


    'Mentaler Zustand': Er zeichnet sich durch Erleben aus; es fühlt sich für das 'Ich bin' auf eine bestimmte Weise an, etwas zu erleben.


    Das 'Ich bin', so haben wir festgestellt, ist ein Spätes in der Entwicklung und liegt als Gipfelstein auf der Pyramide des seine Entität Bedingenden. Nun ist das 'Ich bin' Nicht-Eins und Eins, Entität wie Mannigfaltigkeit durch seine Teilhabe an der Mannigfaltigkeit, der es angehört. Deshalb wird das 'Ich bin' sowohl von der Vergangenheit des Nicht-Eins als auch des Eins bedingt, sofern es mit der eigenen Vergangenheit verknüpft ist.


    Folglich ist das 'Ich bin' Nicht-Eins als Entität und Eins als Mannigfaltigkeit, innerhalb derer es existiert. In Bezug auf das Qualia Problem bedeutet das: Jedes Nicht-Eins nimmt in der Wahrnehmung das Gleiche wahr, wird durch das Bewirkt-Werden aber unterschiedlich, gemäß seiner Vergangenheit, gewandelt. Mit anderen Worten: Jeder Mensch erlebt im Allgemeinen dieselben Erlebnisgehalte, jedoch empfindet er dieses Erleben auf subjektive Weise; es fühlt sich für ihn auf bestimmte, individuelle Weise an. Was verbirgt sich hinter Begriffen wie 'Erleben', 'Empfinden' ('Gefühl')? Was bedingt sie?


    Formulieren wir oben stehende Bezeichnung für Qualia um: Sie sind der mentale Zustand eines subjektiven Erlebnisgehaltes, oder: Sie sind der subjektive, mentale Zustand eines Erlebnisgehaltes. Gehen wir in der Entwicklung des 'Ich bin' ein gutes Stück zurück. Die Entität erfährt ein Bewirkt-Werden, wandelt sich zur neuen Einheit, unter Erhalt der sie bedingenden Entitäten.


    Die neue Einheit, als resultierende Entität, wird vom Anderen (Außenwelt) und von ihrer Vergangenheit (Innenwelt) bewirkt und wandelt sich daraufhin. Stellen wir uns jeden dieser vielfältigen Kreisläufe von Bewirkt-Werden, Wandel und dem Gewandelten als resultierende Einheit, als Struktur vor, so wird jede Entität von einer Vielzahl von Strukturen bewirkt, die Wandel bedingen, die Entität erneut bewirken usw.


    Das einzige Kriterium, das im Wesen des Kosmos begründet ist, ist der Erhalt der ursprünglichen Entitäten als seine Vergangenheit. Ein weiterer, die Entwicklung der Entität beeinflussender Aspekt liegt im Streben der Entität in die Mannigfaltigkeit begründet. Mannigfaltigkeit wirkt wie ein Katalysator, er beschleunigt. Mit jedem Jetzt umfasst die Entität mehr Strukturen, die sie bewirken und zum Wandel zwingen. Entsprechend dem 'Ich bin' im Jetzt, das eine Reihe von früheren 'Ich bin'-Entitäten zur umfassenderen Bewusstseinseinheit verknüpft, reagiert die komplexe Entität auf die mit der Mannigfaltigkeit korrelierte Beschleunigung. Mit anderen Worten: Die mit zunehmender Komplexität zum Erhalt der Entität erforderliche Reaktionszeit auf die Vielzahl des Bewirkt-Werdens führte zur Verknüpfung von zwei gewandelten Entitäten zu einer umfassenden Einheit. Dies ist ein Prozess, der nicht nur zur Entwicklung komplexer Entitäten, sondern auch zu Strukturketten führt, die, als umfassendere Einheit, den Wandel auf ein Bewirkt-Werden der Entität beschleunigten, weil die Entität auf die Vielzahl des Bewirkt-Werdens (Innen- wie Außenwelt) schneller mit Wandel (Tun) in der Außenwelt als Entität reagieren kann, indem dieses Tun im Jetzt von den eben beschriebenen Strukturketten bedingt wird.


    Mit zunehmender Komplexität verschärft sich für die Entität aufgrund der Beschleunigung das Problem des Wandels gemäß dem umfassenden Wissen. Der Wandel wird jetzt nicht mehr von der gesamten Vergangenheit der Entität bedingt, sondern anhand neuer Kriterien, die das umfassende Wissen auf den Pool an Wissen reduzieren, der infolge des vielfältigen Bewirkt-Werdens den einzig zulässigen Wandel der Entität in der Außenwelt als Tun bedingt. Dem 'Ich bin' als Entität wird dadurch ein beschleunigter Wandel in der Außenwelt ermöglicht, der dem Bewirkt-Werden eben dieser Außenwelt entspricht und zugleich Ausdruck seines Wesens ist.


    Die Frage, weshalb die Entität diese Entwicklung nahm, liegt im Wesen des Kosmos begründet. Der Erhalt der ursprünglichen Entitäten, ihr weiteres Wirken, sowohl als Entität als auch in der Einheit der gewandelten Entität, führte mit zunehmender Komplexität zu einer Mannigfaltigkeit an Einheiten und/oder Entitäten, die als Strukturlandschaft betrachtet werden können und die zum Zeitpunkt des Jetzt stets komplexere oder umfassendere Einheiten innerhalb der Entität verknüpfen.


    Anders gewendet: Jede Struktur ist Einheit ihrer Vergangenheit und eines Bewirkt-Werdens. Die einfachste Struktur ist die Einheit der Zweiheit des Kosmos, wobei die Einheit in diesem ursprünglichen Fall aus dem Bewirkt-Werden der Zweiheit und dem dadurch bewirkten Wandel bedingt wurde. Komplexere Strukturen umfassen – wie gesehen – eine Vielzahl an Wandel. Was geschieht, wenn eine komplexe Struktur ein Bewirkt-Werden erfährt? Grundsätzlich bewirkt jedes Bewirkt-Werden Wandel und eine neue Einheit, die daraus resultierende Entität. Dass mit zunehmender Komplexität der einzelne Wandel in der Entität weniger bewirkt als bei einfachen Entitäten, bedarf keiner großen Erwähnung und findet in der heutigen Zeit in der Massenware und deren Wert und/oder Bedeutungsverlust seine Entsprechung. Folglich bedingt ein Bewirkt-Werden in komplexeren Entitäten zwar stets einen Wandel, ob das Bewirkt-Werden die Entität nun in der Außenwelt zum Wandel zwingt oder der Wandel auf die Strukturen begrenzt bleibt, die die Entität als Einheit umfasst, wird durch ihre Vergangenheit bzw. den Pool an Wissen bedingt, der das umfassende Wissen bezeichnet und der infolge eines Bewirkt-Werdens die Entität zum einzig zulässigen Wandel zwingt. So wird – salopp ausgedrückt – ein guter Pokerspieler von vier Assen auf vielfältige Weise bewirkt, jedoch äußert sich dieses Bewirkt-Werden nicht sofort als Tun in Bezug auf die Außenwelt; er behält sein Äußeres, das Pokergesicht, obwohl er innerlich vor Freude Luftsprünge vollführt. Natürlich führt das exzellente Blatt, zu einem späteren Jetzt, zum Tun in der Außenwelt, indem er seinen Einsatz erhöht.


    Kurzes Fazit: Komplexität führt zu stets umfassenderen Strukturen, welche die Vielzahl des Bewirkt-Werdens der Entität (Innen- wie Außenwelt) in Bezug auf die Außenwelt, im Jetzt auf einen Wandel (Tun) reduzieren, gemäß seiner Vergangenheit bzw. dem Pool, der als umfassendes Wissen, dieses Tun bedingt. Die komplexe Entität wird somit als Entität des 'Ich bin' weiterhin von jedem Bewirkt-Werden zum Wandel gezwungen, jedoch erscheint ihr in der Wahrnehmung nur der Wandel, der aufgrund von umfassenderen Strukturen bedingt wird. Ein Photon, das die Entität des 'Ich bin' bewirkt, bedingt Wandel, der – als Bewirkt-Werden – in der Entität des 'Ich bin' nicht in der Wahrnehmung erscheint. Erst eine Vielzahl an Photonen bewirkt als Struktur 'Feuer' und/oder 'Gefahr', welche die Entität zum Wandel, einem Tun in der Außenwelt zwingt, indem es sie zum einen vor dem Feuer und der damit verbundenen Gefahr die Flucht ergreifen, und ihr zum anderen die den Wandel bedingenden Strukturketten in der Wahrnehmung des 'Ich bin' erscheinen lässt.


    Jetzt werden auch die Qualia – der subjektive Erlebnisgehalt eines mentalen Zustandes – verständlicher, oder wie wir es formuliert haben: Der subjektive, mentale Zustand eines Erlebnisgehaltes. Der Begriff 'subjektiv' bedarf keiner weiteren Erklärung. Der 'Erlebnisgehalt’ ist bei jeder Entität – die Entität als Durchschnitt der Mannigfaltigkeit, der sie zugehört – grundsätzlich als Erlebnis der gleiche, nur im Gehalt oder Erleben (Empfinden) unterschiedlich. Jede 'Ich bin'-Entität friert. Wie sie es empfindet und auf das Erlebnis reagiert, ist subjektiv und liegt in ihrem Wesen, ihrer Vergangenheit begründet. Der mentale Zustand umfasst ein Jetzt, in dem das Bewirkt-Werden der Entität dem 'Ich bin' in der Wahrnehmung erscheint. Als komplexe Entität nimmt das 'Ich bin' im Jetzt das Wandlungsgeschehen von Strukturen, welche das 'Ich bin' zu dem ihm in der Wahrnehmung erscheinenden 'Ich bin' gewandelt haben, wahr. Vereinfacht dargestellt führt das Öffnen der Tür im Winter zur Wahrnehmung von Kälte, die je nach Erlebnisgehalt des Frierens als Empfindung ein unterschiedliches Tun bedingt: Schließen der Tür, Mantel anziehen, mit den Händen die Oberarme reiben usw. Welchen Wandel die Entität im Tun zur Handlung bringt, wird von ihrer Vergangenheit bedingt und dem 'Ich bin' in der Wahrnehmung als Wandel oder Tun im Jetzt vorgestellt. Das Öffnen der Tür im Winter führt zur Wahrnehmung von Kälte und aufgrund der Empfindung von 'Frieren' zum Schließen der Tür.


    Das 'Ich bin' umfasst eine Vielzahl an Strukturen oder Strukturketten (Strukturebenen), deren vielfältiges Bewirkt-Werden als Vergangenheit des 'Ich bin' seinen Wandel und/oder sein Tun bedingen und ihm als Wahrnehmung im Jetzt erscheinen. Qualia sind folglich Ausdruck einer oder mehrerer Strukturen, die im Jetzt des 'Ich bin' durch das Erleben (Bewirkt-Werden der Entität) den Wandel der Strukturen bedingen, der dann zum Tun der Entität führt, welches dem 'Ich bin' zu einem späteren Jetzt in der Wahrnehmung als Tun (Handlung, Gedanke usw.) erscheint. Qualia sind somit Strukturen (Strukturketten), die materielle und spirituelle Realität zu einer Einheit verknüpfen, die im Jetzt sowohl innerhalb der Struktureinheiten als auch bei der Entität einen Wandel oder ein Tun bedingen, das dem 'Ich bin' zu einem späteren Jetzt in der Wahrnehmung erscheint bzw. vorgestellt wird.


    Die Aussage über Qualia, der mentale Zustand fühle sich für die Person auch auf eine bestimmte Weise an, besagt nichts anderes, als dass das 'Ich bin' im Jetzt über eine Wahrnehmung – Frieren – verfügt, und weil die Wahrnehmung (Empfindung) die materielle wie spirituelle Realität, also körperliche und geistige Strukturen, umfasst, nimmt das 'Ich bin' in der Wahrnehmung 'Frieren' körperlich wie geistig als Empfindung infolge des Bewirkt-Werdens der Entität von Kälte wahr. Die Begriffe 'Frieren', 'Empfinden' usw. sind Bezeichnungen des 'Ich bin', die ihm synonym für Strukturen und deren Wandlungsgeschehen in der Wahrnehmung erscheinen, und zu dem Zitat von Ned Block ('Sie fragen: Was ist das, was Philosophen 'qualitative Zustände' genannt haben? Und ich antworte, nur halb im Scherz: Wie Louis Armstrong schon sagte, als man ihn fragte, was Jazz sei: Wenn du erst fragen musst, wirst du es nie verstehen'7) lässt sich sagen: Jazz steht als Synonym für eine ihn bedingende Strukturlandschaft, sofern diese in der Entität zur Ausbildung gelangte, und erscheint der Entität auf unterschiedliche Weise in der Wahrnehmung, stets jedoch gemäß seiner Vergangenheit bzw. seinem Wesen.


    Zuletzt ein Beispiel von Ansgar Beckermann: 'Und wenn jemand sagt, er wisse trotzdem nicht, worin der qualitative Charakter etwa eines Geschmacksurteils bestehe, können wir diesem Unverständnis so begegnen: Wir geben ihm einen Schluck Wein zu trinken, lassen ihn danach ein Pfefferminzbonbon lutschen und geben ihm dann noch einen Schluck desselben Weins mit der Bemerkung: Das, was sich jetzt geändert hat, das ist der qualitative Charakter deines Geschmacksurteils.'8


    Das Bewirkt-Werden bedingt Wandel und eine neue Einheit, die daraus resultierende Entität, sowohl innerhalb von Strukturen als auch in den zu umfassenderen (übergeordneten) Einheiten verknüpften Strukturketten (Begriffen), bis zu der Wahrnehmung des 'Ich bin' im Jetzt. Deshalb erzeugt Wein in der Wahrnehmung des 'Ich bin' im Jetzt eine spezielle, von der Vergangenheit und dem Bewirkt-Werden der Entität bedingte Wahrnehmung, welche durch das Pfefferminzbonbon als nachfolgende Wahrnehmung ersetzt und in der wiederholten Wahrnehmung des zuvor gekosteten Weins, die ebenfalls spezielle, jedoch gewandelte Wahrnehmung bedingt.


    Das 'vermeintliche' Qualia-Problem wird durch die Wahrnehmung des 'Ich bin' als Einheit einer Entität bedingt, die sowohl materieller wie spiritueller Natur ist, und sich im Jetzt einer umfassenderen Wahrnehmung und damit einem tieferen Verständnis entzieht.


    An dieser Stelle muss ich mich noch dafür entschuldigen, dass in diesem Kapitel die Thematik des 'Ich bin' nicht in der ihr gebührenden Bedeutung und damit umfassenden Weise abgehandelt wurde. Ziel dieser Schrift war die Grundlegung des Wesens des Kosmos; dessen Anfang, Entwicklung und Zukunft. Der Exkurs zur Wahrnehmung des 'Ich bin’ war in Bezug auf das Verständnis des Wesens des Kosmos notwendig; er musste deshalb nicht ausführlich sein und wirft somit mehr Fragen auf, als er beantwortete. Im Vordergrund der Betrachtung stand, wie bereits mehrfach gesagt, das Wesen des Kosmos. Abschließend ein Blick in seine weitere Entwicklung, der zugleich ein Ausblick in die Zukunft des 'Ich bin' ist.


    Fortsetzung folgt.

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    Produktinformationen:

    • Broschiert: 1025 Seiten
    • Verlag: Freies Geistesleben; Auflage: 1 (Januar 2011)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-13: 978-3772501500

    Über Wirkungen


    Folgende Zeilen sollen verdeutlichen, dass kein Leben sinnlos ist. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Lockruf des Geldes, die Sucht nach Ruhm die Menschen zu den absurdesten Handlungen verführt, ist es wichtig, dass wir uns der wahren Bedeutung des Menschen und seiner Zugehörigkeit zum Seinsfeld nicht nur erinnern, sondern bewusst machen.

    Es gibt, um ein Beispiel aus der Entwicklungstheorie von C. F. Wolff (1734 – 1794), einem deutschen Philosophen, zu verwenden, den Begriff der Epigenese, welcher aussagt, das Organismen sich vom Zeitpunkt der Befruchtung bis zum fertigen Lebewesen über eine Kette von Zelldifferenzierungen entwickeln, die sehr gut veranschaulicht, was mit Ereignisketten gemeint ist – kontinuierliches Fortschreiten, Ausbreitung von Wirkungen wie Wellen über einen See.
    Die Zeugung des Organismus ist natürlich ein Beginn, zugleich aber auch ein Produkt von Wirkungen im Seinsfeld. Mein Leben nimmt seinen Anfang im Augenblick der Befruchtung, und doch liegt der Ursprung meines Selbst in grauer Vorzeit und wird, sollte ich Kinder hinterlassen, in ihnen und in modifizierter Form weiterleben. Nur eine Art von Ewigkeit, ein Wirkungsstrang von vielen.
    Jedes Leben hinterlässt Wirkungen, verewigt sich im Raum-Zeit-Gefüge, dem Seinsfeld und prägt die weitere Entwicklung des Universums mit. Wirkungen können wir mit den verheerenden Tsunamis vergleichen. Betrachten wir die Oberfläche des Meeres, so scheint sie ruhig, als gäbe es keine Gefahr und doch breitet sich die vernichtende Welle unaufhaltsam aus.
    Bevor wir uns weiter mit den Wirkungen (Leben des Individuums) befassen, ist ein Wort über den Dualismus von Ursache und Wirkung notwendig. Hierbei handelt es sich wie bei der Welle- oder Teilchen-Diskussion um einen Dualismus. Die Ursache ist dabei das Produkt von Wirkungen und gleichzeitig Auslöser weiteren Wirkungen. Erst der Mensch, eingebunden in die materielle Realität, zergliedert die Einheit und setzte die Ursache kategorisch vor die Wirkung. Genauer gesagt: Im Grunde gab es nur eine Ursache, ein ursächliches Ereignis, und das stellte der Big Bang dar. Alles Folgende sind Wirkungen, obwohl sie im Rückschluss als Ursachen angesehen werden können.
    Jedes Individuum verändert die Entwicklung des Seinsfeldes und prägt seine Individualität, sein Selbst, seinen Informationsgehalt in dieses Umfassende des Homo sapiens ein. Das verstehe ich unter (individuellen) Wirkungen.
    Jeder Aspekt des Lebens, bewusst oder unbewusst, zeitigt Wirkungen, welche sich in das Seinsfeld einprägen und die weitere Entwicklung des Homo sapiens beeinflussen. Der Zeitpunkt der Zeugung, der Augenblick, in dem der individuelle Informationsspeicher des Homo sapiens aufgespannt wird, beginnt Wirkungen sowohl in der materiellen Realität als auch im Seinsfeld hervorzurufen, wobei die Bedeutung des jeweiligen Lebens nichts über dessen spätere Wirkungen aussagt. Albert Einstein, seine Relativitätstheorien (spezielle und allgemeine) und die daraus resultierende neue Sicht des Universums oder Religionsstifter wie Jesus oder Buddha mit ihren ethischen Grundsätzen für das Leben der Menschen, sie alle, die großen Persönlichkeiten der Vergangenheit, beeinflussen die Entwicklung des Seinsfeldes (und natürlich der Menschheit) bis in die Gegenwart. Ihr Leben hinterließ oder genauer gesagt, verursachte große und weitreichende Wirkungen – oberflächlich betrachtet, und doch können sie klein und bedeutungslos sein im Vergleich zu dem Leben eines Bettlers, der mit 30 Jahren auf der Straße lebt und Jahre später an den Folgen seines übermäßigen Alkoholgenusses stirbt. Wirkungen entfalten sich oft spät und können dann nicht mehr auf ihre Urheber (Ursache) zurückgeführt werden. Mit anderen Worten: Der Mensch kann in Vergessenheit geraten. Selbst wenn nicht einmal mehr sein Geburtstag im Register seiner Heimatstadt von ihm kündet, bleiben seine Wirkungen (Informationsgehalt), seine individuelle Hinterlassenschaft, über die Zeiten erhalten. Wirkungen verblassen, werden schwerer erinnerbar, doch sie bleiben erhalten, unbewusst und die Entwicklung des Seinsfeldes prägend.
    Die Entwicklung wird fortschreiten, im Laufe der Zeit seine Möglichkeiten erschöpfen und an ihr Ende kommen. Was zu diesem Zeitpunkt geschieht, entzieht sich unserer heutigen Vorstellungskraft. Das Endprodukt trägt jedoch die Handschrift jedes Individuums, seiner persönlichen Prägung, ohne dessen Fühlen, Denken und Handeln sähe die Meta-Realität (Universum) anders aus.
    Leben ist stets eingebettet in das Seinsfeld. Erst dessen Ende löst es aus diesem Wirkungsgefüge in aktiver Form, das heißt: aus seinem biologischen sich selbst bewussten Sein heraus. Seine Wirkungen bleiben erhalten und pflanzen sich fort. Das individuelle Sein kann nicht aus dem Seinsfeld getilgt werden, kein noch so unvorstellbarer Prozess ist dazu imstande. Nehmen wir zum Beispiel den allgemeinen Glauben an den freien Willen des Individuums. Wir haben einen Gedanken (Idee) oder führen eine Handlung aus und setzen diese Akte als Ursache weiterer Wirkungen, weil wir dem Irrtum unterliegen, dass wir dessen bewusster Initiator sind, folglich eine Ursache gesetzt haben, von der Wirkungen ausgehen, die selbst jedoch nicht Produkt von Wirkungen ist. Ein Trugschluss! In Wirklichkeit kennen wir nur die Wirkungen nicht, die zu dieser Ursache (dem Gedanken oder der Handlung) geführt haben.
    Der Mensch setzt willkürlich Ursachen und beobachtet die davon ausgehenden Wirkungen. Nichts entsteht aus sich heraus (zumindest innerhalb des Seinsfeldes (dieses Universums)). Deshalb hinterlässt jedes Individuum (jedes ‚Ich bin‘) Wirkungen.
    Wirkungen bleiben erhalten und pflanzen sich fort. Sie basieren auf Interaktion; das Individuum besitzt darauf keinen Einfluss. Wirkungen entfalten sich in die zukünftige Zeit hinein, durchlaufen ihrerseits Entwicklungen und erreichen unter Umständen erst in vielen Jahren ihre Bedeutung. Erinnern wir uns des Beispiels aus der Chaostheorie vom Schmetterling, dessen Flügelschlag einen Orkan auslösen kann, so verdeutlicht diese Analogie das wahre Ausmaß von Wirkungen.
    Jedes Leben prägt die weitere Geschichte des Seinsfeldes und wird selbst du rch den Tod des Individuums nicht beendet.
    Der Tod hebt den Menschen nicht auf.

    Über Gott


    „Das absolut Erste nämlich muß ein schlechthin Einfaches sein, das vor und über allem ist, verschieden von allem, was nach Ihm ist, das rein und für sich selbst ist, nicht vermischt mit dem, was von Ihm stammt, und dabei doch in anderer Weise wieder fähig, allem anderen beizuwohnen, das wahrhaft und absolut Eines ist und nicht zunächst etwas anderes und dann erst Eines, von dem schon die Aussage falsch ist, das Es Eines ist, von dem es ‘keine Aussage und keine Erkenntnis’ (Platon, Rep. 142 A) gibt und von dem deshalb auch gesagt wird, daß Es ‘jenseits des Seins’ (Platon, Rep. 509 B) ist. Denn wenn Es nicht absolut einfach wäre, jenseits aller Bestimmtheit und aller Zusammengesetztheit, und wahrhaft und absolut Eines, wäre Es nicht der Urgrund (arché), erst dadurch, daß es absolut einfach ist, ist Es das von Allem absolut Unabhängige (autarkestaton hapantón) und so das absolut Erste.“[1]


    Es gibt ein ‘Erstes’, das vor dem der Erkenntnis zugänglichen Kosmos existierte; das eine völlig andere Beschaffenheit aufweist und die Grundlage des Seienden ist. Es ist ohne Namen und - wie in der negativen Theologie - dürfen ihm nur negative Aussagen zugeschrieben werden, denn nur auf diese Weise wird man seiner absoluten Transzendenz gerecht. Dieses ‘Ursprüngliche’ beschreibt einen abstrakten Bereich, der weder Substanz, Geist, noch ein Anderes enthält und bei dem selbst der Begriff des ‘Nichts’ sein wahres Wesen eher verschleiert als enthüllt. Meister Eckhart bringt es in der Gottheit’ zum Ausdruck:


    „Gott wird, wo alle Geschöpfe Gott aussprechen: da wird ‘Gott’. (...) So also reden alle Geschöpfe von Gott. Und warum reden sie nicht von der ‘Gottheit’? (Weil) alles das, was in der ‘Gottheit’ ist, Eines ist, und davon kann man nicht reden. Gott wirkt, die ‘Gottheit’ wirkt nicht, sie hat auch nichts zu wirken, in ihr ist kein Werk; sie hat es niemals auf ein Werk abgesehen. Gott und ‘Gottheit’ sind unterschieden nach Wirken und Nichtwirken.“[2]


    In den modernen kosmologischen Theorien beginnt der Kosmos mit dem Urknall. Der Anfang bezeichnet einen ‘punktuellen’ Bereich von infinitesimaler Ausdehnung (Vakuumfluktuation[3]), in dem die Energiedichte unendlich und in einem Zustand absoluter Homogenität[4] ist. Chuang-tzu beschreibt den Urknall in der Sprache seiner Zeit mit folgenden Worten:


    „Im Großen Anfang da war nur Nichtsein und noch kein Sein und keine Namen. Daraus entstand das Eine - da war das Eine, doch noch keine Form. (...) Das, was noch keine Form hatte, wurde unterschieden, aber es gab noch keine Trennung. (...) Durch Stillstand und Bewegung wurden die Dinge geboren. Während die Dinge vollendet wurden, entstanden verschiedene Konfigurationen. Diese nennt man Formen. Die körperliche Form birgt den Geist, die Form und der Geist haben beide ihren eigenen Namen.“[5]


    Zuletzt noch Lao-tzu[6], dessen Worte ich bereits zitiert habe:


    „Der Weg schuf die Einheit. Einheit schuf Zweiheit. Zweiheit schuf Dreiheit. Dreiheit schuf die zehntausend Wesen[7].


    Das Transzendente (Tao, das Eine, die Gottheit etc.) durchzieht das westliche und östliche Denken gleichermaßen, und obwohl die Begriffe und Vorstellungen teilweise nicht unterschiedlicher sein könnten, so besteht über den Ursprung des Kosmos ein allgemeiner Konsens, wobei die expliziten Vorstellungen und religiösen oder wissenschaftlichen Erklärungen über die Gründe für dessen in Erscheinung treten, sind ein spätes Produkt seiner Evolution, die erst mit dem Ich bin des Homo sapiens aufkamen.


    Die Problematik, die bei der Beschreibung des Ursprungs zwangsläufig auftritt, gründet in der Individualität des Ich bin und sie bedingt die Vielfalt an Theorien und Glaubensvorstellungen, die weit über ein bloßes Missverstehen hinausreichen, wie z. B. die Geschichte der Glaubenskriege beweist. Doch damit nicht genug der Verwirrung. Gleichzeitig wandeln sich im Laufe der Zeit die Vorstellungen und werden der kulturellen oder wissenschaftlichen Orientierung entsprechend durch moderne Weltbilder ersetzt. Selbst der abstrakte Pfad der Verallgemeinerung ist nur mit der jeweils aktuellen Begrifflichkeit begehbar und er führt, aufgrund der individuellen Interpretation, nicht zur Einheit des Wissens, sondern in die Mannigfaltigkeit der Vorstellungen.


    In den meisten Schöpfungsmythen der Völker herrscht zu Beginn das Chaos, ein Weltenei etc. Der chinesische Mythos ist besonders interessant:


    Das, was wir heute als Himmel und Erde bezeichnen, war vor undenklichen Zeiten ein durcheinandergewirbeltes "Ding" von der Gestalt eines Eis. Starke Kräfte verbanden sich und brachten Yin und Yang hervor.


    Yang - heiß, feurig, männlich, energiegeladen. Yin - feucht, kühl, weiblich, langsam dahintreibend. Jede dieser Kräfte war ungeheuer stark. Jede für sich würde die Welt mit ihrer Gewalt zerstören, und das Chaos würde wiederkommen. Zusammen aber glichen sie sich aus und hielten die Welt in Harmonie.


    Das sind also Yin und Yang, und aus ihnen entstand alles. Die Sonne entstand aus Yang, der Mond aus Yin. Die vier Jahreszeiten und die fünf Elemente - Wasser, Erde, Metalle, Feuer und Holz - gingen aus ihnen hervor. Ebenso alle Lebewesen. Jetzt gab es also die Erde, die wie eine Qualle auf dem Wasser schwamm. Aber die Erde war einfach eine Kugel ohne besondere Merkmale. Die Kräfte von Yin und Yang erschufen ein Wesen, Pan Gu, das einem Menschen glich.

    Nach 18.000 Jahren (eine symbolische Zahl für eine unbekannte Anzahl von Jahren) strebte alles, was hell und klar war innerhalb des Eis, empor und wurde zum Himmel. Alles Dunkle und Trübe hingegen senkte sich herab und wurde zur Erde. Pan Gu schwebte zwischen beiden und wuchs und wuchs - so wie auch Himmel und Erde wuchsen. Der Himmel wurde immer höher, die Erde immer fester und Pan Gu immer größer. So vergingen wieder 18.000 Jahre.


    Als Pan Gu starb, wurden aus seinem Atem Wind und Wolken, aus seiner Stimme das Dröhnen des Donners, aus seinem linken Auge die Sonne, aus seinem rechten der Mond.

    Aus seinen Armen und Beinen zogen sich die Vier Himmelsrichtungen auseinander, aus seinen Knien, den Ellbogen und der Stirn entstanden die Fünf Heiligen Berge Chinas, aus seinem Blut die Ströme und Flüsse.


    Aus seinen Sehnen und Adern wurden Falten, Furchen und Höhlungen der Erde, aus seinem Fleisch die Felder und Weiden, aus seinen Haaren und seinem Bart die Gestirne des Himmels.

    Seine Körperhaare verwandelten sich zu Bäumen und Gräser, seine Zähne und Knochen zu Metallen und Steinen, aus seinem Mark wurden Perlen und Jade, und aus seinem Schweiss entstieg die Feuchte des Himmels und die Regenschauer.[8]


    Im Anfang ist das Eine, ein durcheinandergewirbeltes Ding wie Eis oder eine unendliche Energiedichte; stets ist es jedoch ein Zustand der Homogenität. Mehr kann nicht über ihn ausgesagt werden und trotzdem enthält er das Seiende. Aus ihm ging der Weg des Tao, die Wirkkraft des Kosmos, das dualistische Prinzip von Yin und Yang oder gut und böse hervor. Ich bezeichne es als Fundamas, Plotin spricht vom Denken, das in seiner Hinwendung zum Einen das Seiende erschafft und Meister Eckhart lässt Gott aus der Gottheit entstehen. Sein Gott wirkt und er entspricht anhand dieser Formulierung einer Kraft analog dem Fundamas.


    Bereits die reiche Auswahl an Schriften über den Anfang des Kosmos, wirft die Frage nach dem Wesen von Gott auf. Anders formuliert: Wie lautet die explizit die Definition von Gott? Und dies bedingt folgende Frage: Lässt sich Gott überhaupt in eine Definition zwängen? Ist er nicht die Mannigfaltigkeit des Seienden selbst, als deren höchste Identität, ob es nun als Wirkprinzip, Bewusstsein oder als ‘Ich’ aufscheint, die Dinge erschafft, erhält und sie seinem Willen unterordnet? Heißt es nicht im Vaterunser: ’ Sein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden’?


    Ist Gott ein Produkt des Homo sapiens, geboren aus der Erkenntnis seiner Sterblichkeit und der daraus entspringenden Hoffnungslosigkeit oder ist ‘Er’ der Schöpfer des Kosmos und des Homo sapiens, dessen Sein und Gnade ein paradiesisches und ewiges Leben verleiht? Unterliegt der Homo sapiens eine Illusion, den Schleiern der Maya[9], die in ihm Unwissenheit auf das wahre Sein hervorrufen?


    Im Anfang ist das Eine, das Tao, ein Zustand größter Homogenität. Aus diesem ging als erstes Seiendes ein Einfaches, das Fundamas, hervor. Unabhängig von den Mythen, Schöpfungsgeschichten und kosmologischen Theorien, ist das ‘Erste’ entweder eine Wirkkraft, als Einheit das Ur-Ereignis oder der den Kosmos konstituierende Baustein. Das Seiende realisiert stets das Ereignis, das von den möglichen Alternativen, über die höchste Wahrscheinlichkeit verfügt. Veranschaulichen lässt sich dieses Verhalten des Kosmos bzw. der Entropie an folgenden Beispielen:


    Der Schreibtisch, der mit jeder Stunde mehr Unordnung aufweist oder der Milchtropfen im Kaffee, der sich beständig darin ausbreitet. So wird der Homo sapiens mit großer Wahrscheinlichkeit stets einen hellbraunen Kaffee vorfinden, in dem die Milch gleichmäßig verteilt ist und vermutlich nie eine Tasse, in der der Tropfen am Rand schwimmt. Entropie lässt sich als Wahrscheinlichkeit ausdrücken.


    Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine komplexe Struktur als ‘Erstes Seiendes’ aus dem Ursprung hervorging, ist zwar nicht völlig auszuschließen, jedoch so wenig wahrscheinlich, das ‘Er’, trotz des Alters des Kosmos, bisher nicht eingetreten ist. Das gleiche Verhalten zeigen z. B. Elektronen in der Schale des Atoms, deren Aufenthaltsort, bis zu ihrer Lokalisierung an dem Ort der größten Wahrscheinlichkeit, über den gesamten Kosmos verschmiert ist. Dies zeigt, dass der Kosmos - entgegen dem Alltagsverständnis des Homo sapiens - Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, die seine Entwicklung von Anfang an bedingen.


    Wird ‘Gott’, analog der Wirkkraft als Motor der Evolution, verstanden, dann ist er wie folgt zu definieren:


    Ist Gott die Verkörperung der Ur-Kraft, der Prozess der Evolution des Kosmos, dann ist ‘Er’ das erste Seiende, das aus dem Ursprung hervorging.


    Existiert ‘Gott’ als reines Bewusstseinsfeld, so ist sein Erscheinen ebenfalls in der Frühzeit des Kosmos zu verorten. Dazu de Chardin:


    „Ein Bewusstsein ist umso vollendeter, als es einem reicheren und besser organisierten stofflichen Aufbau entspricht. Geistige Vollkommenheit (oder bewußte ‘Zentriertheit’) und stoffliche Synthese sind nur die beiden Seiten oder die zusammenhängenden Teile ein und derselben Erscheinung.“[10]


    Das Bewusstsein des Homo sapiens gründet dann auf einer einfachen Struktur, das in Korrelation mit der Zunahme der Komplexität des Seienden, selbst eine Entwicklung erfährt, die in das ‘Sich-selbst-bewusst-Sein’ mündet. In diesem Fall ist Gott selbst der Evolution des Kosmos unterworfen, aber ‘Er’ bedingt mit seiner schöpferischen Kraft die Welt des Seienden. Mit der komplexen Struktur des ZNS des Homo sapiens tritt er selbst als Ereignis in Erscheinung; er wird der Selbsterkenntnis fähig. Ist dies das wahre Wesen Gottes, so lautet die Definition:


    Ist Gott die immanente Bewusstseinsstruktur des Kosmos, dann ist ‘Er’ die Basis der bewussten Wahrnehmung und somit der Schöpfer des Seienden, wie es dem Homo sapiens in der Erkenntnis zur Erscheinung gelangt.


    Im Gegensatz zu den ersten beiden Definitionen muss ein Gott, der das Seiende, die Erde, den Homo sapiens etc. bewusst, also entsprechend seinen Vorstellungen, erschaffen hat, notwendigerweise über eine ‘komplexe’ Struktur verfügen, die in der Frühzeit des Kosmos nicht gegeben war. Der Gott bzw. die Götter der ‘Heiligen Schriften’ ist/sind somit ein ‘Spätes’ in der Evolution des Kosmos; sie besitzen eine Biografie. Oder auch: Der Schöpfergott der Religionen hat unabhängig von dem ihm zugesprochenen Eigenschaften und Fähigkeiten, eine Entwicklung durchlaufen, die in den Grundzügen der Evolution des Lebens auf der Erde vergleichbar sein muss. Daraus folgt die letzte Definition:


    Ist Gott der sich selbst bewusste Schöpfer, wie er in den ‘Heiligen Schriften’ zum Ausdruck kommt, dann hat er eine Entwicklung analog der des Homo sapiens erfahren.


    Die Ebenbildlichkeit des Homo sapiens mit Gott, ist kein Beweis für dessen ‘Vaterschaft’, sondern liegt im Wesen des Homo sapiens selbst begründet, der in seiner Suche nach Sinn und Zweck des eigenen Daseins, ein ‘Sein’ kreiert, das ihm diese Fragen beantwortet, wobei das ‘Ganz Andere’ für ihn schlicht nicht denkbar ist, und somit muss Gott als sein Ebenbild in Erscheinung treten. Das gleiche Verfahren findet in der ‘Negativen Theologie’ seine Anwendung, indem das der Erkenntnis zugängliche Seiende von ‘Ihm’ abstrahiert und er auf diese ‘schöpferische’ Weise zu dem Gott des ‘Ganz Anderen’ umgestaltet wird, der im Grunde ein abstraktes Gegenteil des Seienden verkörpert.


    „Gott wird, wo alle Geschöpfe Gott aussprechen: da wird ‘Gott’.


    Treffender wie Meister Eckhart kann der Sachverhalt nicht formuliert werden. Gott wird, indem das Ich bin seinen Wurzeln nachspürt und ‘individuell’ sowohl die Evolution des Kosmos als auch die des Lebens zu interpretieren versucht. Ein weiteres Indiz für die Korrelation zwischen der Entwicklung von Gott und dem Ich bin ist darin zu sehen, dass die Vorstellung von Gott, seine biografische Daten, im Verlauf der vergangenen Jahrtausende entsprechend erweitert und den jeweiligen Bedürfnissen, Hoffnungen und Notlagen des Ich bin angepasst wurden. Die Furcht des unausweichlichen Todes des Ich bin, dessen völlige Auslöschung des eigenen Seins, musste früher oder später die Idee der Auferstehung hervorbringen, ebenso dessen paradiesische Örtlichkeit als Gegensatz zu den Widrigkeiten des täglichen Lebens. Die Hoffnung des Ich bin ist mithin die stärkste Kraft in Bezug auf die Erhaltung des Seins im Dasein, sie ist die wahre ‘göttliche’ Macht innerhalb des Horizontes der Spezies Homo sapiens.




    [1] Zit. bei Halfwassen, Plotin und der Neuplatonismus, 2004, S. 43.


    [2] Zit. bei Mieth (Hrsg.), Eckhart, 1986, S. 193.


    [3] Vakuumfluktuationen (auch Quanten- oder Nullpunktsfluktuation) sind Teilchen-Antiteilchen-Paare, die in der Quantenfeldtheorie im Vakuum entstehen und gleich wieder zerfallen.


    [4] Homogenität (von ὁμός homόs „gleich“ und γένεσις genesis „Erzeugung, Geburt“, also etwa: gleiche Beschaffenheit) bezeichnet die Gleichheit einer physikalischen Eigenschaft über die gesamte Ausdehnung eines Systems oder auch die Gleichartigkeit von Elementen eines Systems.


    [5] Zhuangzi, Das Buch der Spontaneität, 2006, S. 148.


    [6] Laozi (Lao Tzu ‚Alter Meister‘) ist ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll.


    [7] Lao-tzu, Tao-Te-King, Kap: 42.


    [8] Zit. bei ; Stand 18.03.2015.


    [9] Maya (Sanskrit: māyā „Illusion, Zauberei“) ist eine indischeGöttin und verkörpert mehrere Vorstellungen: eine kreative Energie (Prakriti), einen Zustand der geistigen Verblendung oder eine personifizierte Gottheit. Als Göttin gilt Maya auch als die umfassende Shakti (Kraft, Energie), die in unterschiedlichen Gestalten erscheint, beispielsweise als Lakshmi, Sarasvati oder Durga, und durch die männliche Götter grundsätzlich erst ihre kreative Energie empfangen.


    Sie tritt auf als Weltenweberin, die sich selbst erschafft, denn alles, was manifestiert ist, ist Maya. Insbesondere im Advaita Vedanta stellt Maya die Illusion des begrenzten, verblendeten Ich dar, das die Realität als nur psychisch und mental versteht und das wahre Selbst, Atman, das eins mit Brahman ist, nicht erkennt. Um Moksha (Erlösung) zu erreichen, muss Maya überwunden werden.


    [10] Pierre Teilhard de Chardin, Der Mensch im Kosmos, 2010, S. 50.

    'Was ist der Sinn eines Steines?', fragte Tathagata seine Schüler und als er viele Antworten erhalten hatten, sah er die Ratlosigkeit in ihren Augen, worin den nun, bei der Vielzahlder Antworten, der Sinn des Steins liegt und sprach: 'Höret! Sinn oder Unsinn, Wahrheit oder Lüge, Gerechtigkeit oder Unrecht, sind Begriffe des Menschen und der Entwicklung unterworfen wie er selbst. Was in frühererZeit gerecht erschien gilt heute als Unrecht und wie schnell wird eine Wahrheit als Lüge entlarvt oder wandelt sich sinnvolles zu Unsinn. Macht Unsinn, wenn er uns im Spiel erfreut, nicht Sinn? Besitzt nicht alles zweiSeiten? Und welche von den zwei Seiten ist gut oder böse, sinnvoll oder verwerflich?'

    'Gut ist, was die Gemeinschaft fördert!', rief ein Schüler und ein anderer meinte: 'Wer urteile den, ob etwas gut oderschlecht sei.'
    'Der Mensch selbst', beantwortete eine Gruppe Schüler seine Frage, worauf er hinzufügte: 'Und wer beurteilt den Menschen, ob sein Urteil gut und der Gemeinschaft förderlich ist?'
    'Höret!',sprach Tathagata und augenblicklich verstummten die Gespräche unter den Schülern. 'Zwei Eigenschaften gibt es, die dem Menschen zu Höherem gereichen. Welche sind das? Weisheit und Achtsamkeit. Nach Weisheitsollte er streben, weil sie ihm die Erkenntnis über die Wahrheit vermittelt und wenn er den Kosmos in all seiner Pracht gesehen hat, seine Hervorbringungen, dann wird die Weisheit seinen Geist führen und er wirddas Gute tun und das Böse meiden. Wer so von der Weisheit ergriffen ist, der lebt in Achtsamkeit gegenüber anderen Menschen und dient mit seinen Handlungen stets der Gemeinschaft.
    Achtsamkeit heißt: Achteden Menschen, seine Worte, Handlungen und stehe ihm selbstlos mit deiner Weisheit beiseite. Urteile nicht über ihn, denn selbst eine böse Handlung kann Gutes bewirken. Ewig sind die Zyklen des Kosmos und das Gesetzseiner Wandlung von Wirkendem und Bewirktem. So wie ein Felsen der in den Fluss stürzt zwei Dinge bewirkt, so unerschöpflich sind die Möglichkeiten dieses Ereignisses in der Zukunft. Welches ist sein Bewirkenjetzt? Der Felsen verursacht Wellen und er erhöht den Spiegel des Wassers, indem er auf den Grund sinkt und dort zur Ruhe kommt. Fragt ihr jetzt, welches Bewirken das Ereignis in der Zukunft hat, so würde das Lebenaller Menschen die auf der Erde gelebt haben und noch leben werden nicht ausreichen, um die Zahl der Möglichkeiten auszuschöpfen.

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    1. Trümmer aus dem All: Schrott von der ISS durchschlug tatsächlich Hausdach

      • Volker
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