Sinn des Lebens I

  • Hannah Arendt: Jeder muss den Sinn für sein Dasein selbst setzen.


    Laut den Weisen, gibt es keine schlüssige Antwort. Der Grund. Weil es ihn für das Denken im Dualismus keine Lösung und die Frage seine Fähigkeiten übersteigt. Dies, so sagen sie weiter, sei dualistisch.
    Womöglich steht hinter der Evolution kein Sinn bzw. kein angestrebtes Ziel, sondern nur der Pfad der unaufhaltsam in das Morgen führt. Wie sollte es anders sein! Ist nicht der Pfad das Ziel? Und das Ankommen Nebensache? Existieren nicht zu viele Unwägbarkeiten, um nach Ziel und Sinn der Evolution zu fragen? Fakt ist, das der Kosmos, Aspekte seines Daseins, welche sich in der Evolution bewährt haben, stets in komplexerer und differenzierterer Weise wiederverwendet. Folglich, wenn für das Ich bin kein kosmischer Sinn eruierbar ist, dann existiert dieser im aktualen ‘Jetzt’ nicht.
    „Die Rose blühet ohn warum.“ (Nach Angelus Silesius) Original:


    Die Ros' ist ohn warumb
    sie blühet weil sie blühet
    Sie achtt nicht jhrer selbst
    fragt nicht ob man sie sihet.


    Der Homo sapiens ist und mehr soll er nicht sein. Sein und bewusst Wahrnehmen, dass heißt, den Kosmos, die zehntausend Wesen, auf eine neue Weise ins Dasein treten lassen. Das Ich bin sollte nicht vergessen, dass das Fundamas jede Transformation im Dasein hält, woraus sich für das individuelle Ich bin ergibt: Der Tod des Leibes beendet lediglichen den Pfad der dualen Einheit des Fundamas und sagt Jesus nicht, dass alle Menschen am Tag des Jüngsten Gerichts auferstehen werden. Rekonstruktion des individuellen Ich bin aus den Informationen seines Daseins. Ist es dann nicht, wie viele Gläubige glauben, dass der Tod ein Schlaf sei, aus dem man erwacht, um sein Dasein im Paradies, Jerusalem fortzusetzen. Und nicht nur hier, sondern auf allen bewohnten Planeten, mit den Anderen.
    Plotin: Kreislauf. Das Eine, aus dem das Denken entsteht, welches sich nach dem Einen zurücksehnt, sich ihm nähert und in dieser Annäherung den, dem Ich bin bekannten Kosmos erzeugt. Ein Abstieg der Seele, der in einen Aufstieg zum Einen sich hinwendet.
    Noch einmal: Der Sinn des Lebens ist Sein, Dasein und die unbewussten Wahrnehmungen des Leibes in bewusste Wahrnehmungen transformieren. Dies ist das ‘Erkenne dich selbst’ am Eingang zum Orakel von Delphi bzw. die Archetypen von C. G. Jung. Strukturen, Muster, Prozesse die, indem sie bewusst wahrgenommen, durch Transformation - Verknüpfung mit einem Symbol zu der Einheit des Ich bin - der ‘Ich-bin-Kategorie’ zugeordnet werden. Der Sinn des Seins ist Dasein. Über diesen Sinn hinaus existiert kein Pfad, selbst die Vernunft (Kant), die ihre Grenzen stets übersteigt, verliert sich hier im Dunkel des Morgen oder anders formuliert, in der Spekulation über ein mögliches Morgen.
    Die Weisen sagen: „Den Wert seines Seins kann man erst nach seiner Erleuchtung spüren, weil dieses Gefühl bis dahin vom Ego überdeckt ist.“
    Die ‘Unio Mystica’ verknüpft das Ich bin mit dem universalen Bewusstsein, dem höchsten Willen. Analog der ihn konstituierenden Zellen ist es Element eines universellen Organismus. Sein Sinn ergibt sich aus dieser, egolosen Teilhabe.
    Doch was ist anders geworden? Weshalb erblickt das erleuchtete Ich bin plötzlich einen Sinn in seinem Dasein? Existieren unterschiedliche Grade in Bezug auf den Sinn des Daseins? Worin unterscheidet sich die Teilhabe an der Familie, den Freunden, der Religionsgemeinschaft etc., von der Teilhabe am universalen Organismus? Verleiht nur der, für das Ich bin im aktualen ‘Jetzt’ erfahrbare, umfassendere Sinn des Daseins, den ‘Wahren Sinn’? Impliziert das nicht, das eine Zelle, die Element des Herzens ist, über einen höheren bzw. überhaupt über einen Sinn für ihr Dasein verfügt, im Gegensatz zu einer Zelle der Haut, deren Dasein über weniger Sinn bzw. sinnlos ist? Wie verhält es sich dann mit einem Neuron? Eliminiert dessen Evolution, seine bloße Existenz, den Sinn des Daseins der Zelle im Herzen? Wird hier - von den Weisen - nicht eine Hierarchie erstellt, ein Kastensystem, das den Sinn des Seins über der Spezies des Homo sapiens erstrahlen lässt und - analog den Pflanzen im Urwald - den Erleuchteten den meisten Sinn zukommen lässt, während die, welche am Boden, im Zwielicht oder in völliger Dunkelheit dahinvegetieren, als Nahrung für die Erleuchteten, um zumindest durch ihr Absterben der völligen Sinnlosigkeit zu entgehen? Erinnert das nicht an Nietzsche, seinen Übermenschen, der von Berg zu Berg schreitet usw.?
    Und! Sagen die Weisen nicht weiter, dass selbst in der Ganzheit, als Teil des höchsten Geistes, dessen Sinn für sie verborgen bleibt? Entschlüpfen sie durch ihre Erleuchtung nicht der vom Ego bedingten Sinnlosigkeit des Dualismus, um in einer umfassenderen Ganzheit aufzugehen, deren Sinn des Daseins ihm ebenso verborgen ist, wie der seines überwundenen Seins? Ist der wahre Sinn, der aus der Ganzheit aufscheint, nicht eine Illusion bzw. nicht mit demselben Stellenwert behaftet, wie ein selbst gesetzter Sinn in den Niederungen des Ich bin, das im profanen Dualismus existiert?
    Die Unio Mystica, die Erfahrung der Ganzheit, ist - wie diese Erfahrung auch interpretiert wird - ein Erlebnis, das ohne Zweifel in der Lage ist, die Sichtweise des Ich bin zu verwandeln und ihm zumindest im einen oder anderen Falle, sein Minderwertigkeitsgefühl in einen höheren Daseinszweck transformiert und ihn damit der Sinnlosigkeit entreißt.

    Weiter Teil II:

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